Kassen stoppen Bestellfunktion von NFC-Karten in Gematik-App |
Um E-Rezepte nutzen zu können, brauchen Versicherte eine NFC-fähige Gesundheitskarte mit entsprechendem PIN. Diese können sie derzeit über die Gematik-App beantragen. / Foto: Imago Images/JOKER
Patienten sollen künftig ihr elektronisches Rezept zentral über die E-Rezept-App der Gematik verwalten. So das Ziel der Smartphone-Anwendung, die extra zu diesem Zweck von der von Bundesgesundheitsministerium (BMG) kontrollierten Gesellschaft entwickelt wurde. Um die App allerdings vollumfänglich nutzen zu können, bedarf es einer elektronischen Gesundheitskarte (EGK) mit kontaktloser Verbindungsmöglichkeit, einer sogenannten NFC-Schnittstelle. Zudem ist ein persönlicher PIN nötig. Und hier beginnt das Problem: Bislang hat die Mehrzahl der Versicherten noch keine solche Karte. Zwar haben sie einen gesetzlichen Anspruch darauf und können sie bei ihrer Kasse beantragen. Jedoch ist das Prozedere bislang umständlich, weil viele Kassen für die PIN-Abgabe zwecks Authentifizierung ein persönliches Erscheinen des Versicherten in einer Niederlassung verlangen. Die Techniker Krankenkasse (TK) etwa bietet zwei Möglichkeiten: entweder persönlich in einer TK-Kundenberatung oder digital über das Online-Ident-Verfahren im Rahmen der Registrierung für die elektronische Patientenakte (EPA).
In jedem Fall müssen die Patienten die Karte aktiv beantragen, die Kassen kommen nicht von sich aus auf ihre Versicherten zu. Daher hält sich die Zahl der Besitzer NFC-fähiger Karten bislang in Grenzen. Das wollte die Gematik offenbar nun ändern – sehr zum Ärger der Kassen.
Mit einem App-Update hat die Gematik am 17. August 2021 für Anwender eine »kleine Hilfe« für das Bestellen von elektronischen Gesundheitskarten bei ihrer Krankenkasse eingebaut. Unter dem Hinweis: »Wie erhalte ich eine neue Gesundheitskarte?« Heißt es: »Hier hilft Ihnen Ihre Krankenkasse.« Klickt man auf »Mehr erfahren«, öffnet sich ein Bestellfenster »Neue Gesundheitskarte beantragen«. Nach Auswahl der entsprechenden Kasse sowie der Angabe der Versichertennummer kann der Patient eine E-Mail erstellen und die Karte sowie die zugehörige PIN beantragen. Laut Gematik soll so die Hürde der Beantragung gesenkt werden. »Vor dem Hintergrund, dass für Versicherte ein gesetzlicher Anspruch auf den Erhalt einer NFC-fähigen EGK durch ihre Krankenkasse besteht, darf kein ›E-Rezept-Williger‹ im Regen stehen gelassen werden«, erklärte die Gematik auf Nachfrage der PZ.
Doch die neue Funktion scheint den Kassen nicht zu gefallen: Der PZ erklärte der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), dass dieses Thema am gestrigen Mittwoch auf der Gesellschafterversammlung der Gematik diskutiert wurde. Zwar heißt es: »Es wurde vereinbart, dass gemeinsam mit dem GKV-Spitzenverband und den Krankenkassen beraten wird, wie die Bestellung einer NFC-EGK von der E-Rezept-App unterstützt werden kann.« Allerdings scheint die jetzige Lösung zunächst wieder vom Tisch zu sein, denn der GKV-Spitzenverband erklärte weiter: »Bis dahin soll die Funktion aus der App entfernt werden.« Derzeit ist die Bestellmöglichkeit in der App zwar noch enthalten, soll aber laut Verbandssprecher mit dem nächsten App-Update voraussichtlich im September wieder verschwinden – solange bis die Kassen sich mit der Gematik geeinigt haben. Was die Gründe für den geplanten Stopp betrifft, hielt sich der Sprecher gegenüber der PZ bedeckt. Nur so viel: Die Kassen sollen Bedenken etwa beim Datenschutz gehabt haben.
Das Papier-Rezept ist ein Auslaufmodell. Mit dem E-Rezept sollen alle Arzneimittel-Verordnungen über die Telematikinfrastruktur abgewickelt werden. Wir berichten über alle Entwicklungen bei der Einführung des E-Rezeptes. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite E-Rezept.