Kanada ist Spitzenreiter bei Cannabis-Lieferungen nach Deutschland |
Die FDP hakte auch zum derzeitigen Konsum von Cannabis als Genussmittel nach. So habe sich der Verbrauch in den beiden Lockdown-Zeiten April bis Mai 2020 und Januar bis März 2021 erhöht, erklärte die Bundesregierung in der Anfrage. Beim Konsum von Minderjährigen liege der derzeitige Konsum in Deutschland über dem europäischen Durchschnitt, der bei 16 Prozent aller Schüler der neunten und zehnten Klasse liegt. Demnach haben in Deutschland 22 Prozent der Schüler bereits mindestens einmal im Leben Cannabis konsumiert. Die deutsche Erhebung fand allerdings nur in Bayern statt, erklärte die Bundesregierung dazu.
Auf die Frage nach der Gefährdung durch Cannabis stellte die Regierung eine Übersicht auf, die zeigt, dass die Anzahl der in Behandlung befindlichen Personen mit der Hauptdiagnose Cannabinoide in den vergangenen Jahren etwas angewachsen ist. Laut Daten der Deutschen Suchthilfestatistik (DSHS) waren 2011 noch 1818 Männer und 297 Frauen in stationärer Behandlung. 2020 stieg die Zahl auf 2.289 Männer und 503 Frauen. Einzelne Personen können aber auch mehrfach gezählt werden, weil sie in einem Jahr mehrmals in Behandlung waren, erklärte die Bundesregierung.
Bei der ambulanten Behandlung sind ebenfalls deutlich mehr Männer betroffen als Frauen. 2020 waren rund 22.600 Männer aufgrund eines problematischen Cannabis-Konsums in Therapie, bei den Frauen waren es etwa 4700 Personen. Durch den Konsum von synthetischen Cannabinoiden allein oder in Verbindung mit anderen Stoffen verzeichnete das Bundeskriminalamt 2019 zudem elf Todesfälle. 2020 sank die Zahl auf neun Todesfälle.
Der FDP-Bundestagsabgeordnete und drogenpolitische Sprecher der Fraktion, Wieland Schinnenburg, kritisierte die »starre Haltung der Bundesregierung zum Thema Drogenpolitik und Cannabis«. Schinnenburg hatte die Anfrage federführend eingereicht. »Trotz der vielfältigen Medienberichte zu synthetischen Cannabinoiden und zwanzig Todesfällen zwischen 2019 und 2020, wird das Thema kaum verfolgt«, betonte der FDP-Politiker. Es bleibe zu hoffen, dass die neue Bundesregierung diese Repressionspolitik beende, den Weg für eine kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene ebne sowie die inländische Produktion von Cannabis fördere, erklärte Schinnenburg.
Dabei fordert nicht nur die FDP eine kontrollierte Abgabe von Cannabis als Genussmittel – beispielsweise über Apotheken. Auch die SPD, die Grünen und die Linke setzen sich für die kontrollierte Abgabe von Cannabis ein, allerdings eher über lizensierte Fachgeschäfte. Allein die Union und die AfD wehren sich gegen dieses Vorhaben.