Cannabis-Produzenten erhalten 2,20 Euro pro Gramm |
Das erste Cannabis in Deutschland wird bald angebaut und soll im ersten Quartal 2021 geerntet werden. / Foto: Shutterstock/worraket
Der Anbau von Medizinalcannabis in Deutschland ist geplant, eigentlich sollte in diesem Quartal bereits die erste Ernte eingefahren sein. Diese verzögert sich aber aufgrund von bürokratischen Hürden und Corona-Einschränkungen, das erste medizinische Cannabis aus Deutschland wird demzufolge vermutlich im ersten Quartal 2021 geerntet werden können. Die FDP-Fraktion im deutschen Bundestag interessierte sich in einer Kleinen Anfrage an die Bundesregierung nun für das Preisgefüge von medizinischen Cannabis aus Deutschland.
Der FDP-Bundestagsabgeordnete Wieland Schinnenburg fragte unter anderem, ob die Bundesregierung plane, die Apotheken bei der Prüfung der Cannabisblüten vor der Abgabe an die Patienten zu unterstützen, beispielsweise indem sie Zertifikate der Produzenten einführt. Die Antwort lässt aber erkennen, dass hier keine weiteren Hilfen vonseiten der Regierung geplant sind.
Die drei Hersteller Aphria, Aurora und Demecan, die vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) die insgesamt 13 Lose und damit den Auftrag bekommen haben, Cannabis in Deutschland anzubauen, haben beim Vergabefahren vergangenes Jahr einen festen Preis zugesichert bekommen. Dieser liegt bei durchschnittlich circa 2,20 Euro pro Gramm, heißt es nun in der Antwort der parlamentarischen Staatssekretärin Sabine Weiss aus dem Bundesgesundheitsministerium (BMG). Damit ist klar, dass Aurora und Aphria jährlich ungefähr 2,2 Millionen Euro durch den Anbau von Medizinalcannabis vom BfArM erhalten. Die beiden Firmen bekamen vom BfArM den Zuschlag über fünf Lose zu je 200 Kilogramm Jahresmenge. Das Berliner Start-up Demecan erhielt den Zuschlag für drei Lose und wird demnach rund 1,32 Millionen Euro pro Jahr für den Cannabis-Anbau verdienen.
Der Produzentenpreis steht damit fest. Wie hoch der Ankaufspreis für die Apotheker oder den Großhandel ist, ist allerdings noch unklar. Die Antwort aus dem BMG erklärt dazu, dass bei der Berechnung die variablen Erntemengen aber auch »haushälterische Vorgaben des Bundes« miteinfließen werden. Allerdings soll der Preis so festgelegt werden, dass die Kosten gedeckt werden, aber auch keinerlei Kosten entstehen. Für das BfArM sind keine Gewinne geplant, heißt es in der Antwort.
Importiertes Cannabis, das aktuell über den HV-Tisch wandert, kostet je nach Zubereitung unterschiedlich. Die Erstattungskosten der Krankenkassen stehen nach einer Neutaxierung im März 2020 fest: Durchschnittlich sind diese von 22,40 Euro auf 19,30 Euro pro Gramm Cannabisblüten gesunken. Das BMG listet in der Antwort nun auf, dass beispielsweise Cannabisblüten in unverändertem Zustand pro Verordnung 641,98 Euro kosten, allerdings ist aus dieser Aufschlüsselung nicht abzulesen, wie viel Gramm die Verordnung beinhaltet. Unveränderte Cannabisblüten sind damit die teuersten Verordnungen und wurden im Zeitraum Januar bis Juni 2020 mehr als 50.000 mal verschrieben. Deutlich günstiger hingegen sind Cannabinoid-haltige Fertigarzneimittel ohne PZN, die Kosten dafür belaufen sich auf nur 291,98 Euro pro Verordnung. Diese Form von Cannabis wurde mit 404 Verordnungen in den ersten beiden Quartalen 2020 aber auch nur selten verschrieben. Durchschnittlich über die verschiedenen Cannabis-Rezepturen und Arzneimittel hinweg ergibt sich demnach ein Abgabepreis von 476 Euro, die Preise sind jeweils Bruttopreise. Das BMG betont, dass für die Patienten eine Zuzahlung in Höhe von höchstens 10 Euro pro Verordnung anfällt.