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Große Studie bestätigt

Ivermectin bei Covid-19 kann endgültig abgehakt werden

Obwohl es nicht als Arznei gegen Covid-19 zugelassen ist, galt das Wurmmittel Ivermectin vor allem unter Impfgegnern als vermeintliche Wunderwaffe. Eine große Studie aus Brasilien räumt damit nun einmal mehr damit auf.
dpa
01.04.2022  11:00 Uhr

Dass der antiparasitäre Arzneistoff Ivermectin nicht gegen Covid-19 hilft, hat eine große Studie aus Brasilien bestätigt. Die im äußerst renommierten «New England Journal of Medicine» veröffentlichte Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass das Wurmmittel etwa das Risiko für eine erforderliche Behandlung im Krankenhaus nach einer Coronavirus-Infektion im Vergleich zum Placebo nicht senkt.

Eine gewisse Popularität erlangte Ivermectin, das beim Menschen etwa gegen bestimmte Fadenwürmer und Krätzemilben eingesetzt werden kann, zuletzt vor allem unter Impfgegnern. Sie sahen in dem Medikament ein Wundermittel in der Pandemie. In einigen Ländern wurde zeitweise von einem Run auf Apotheken berichtet. Angefeuert wurde der Hype von unseriösen Internetseiten, die auf vermeintlich vielversprechende Ergebnisse vor allem kleinerer Studien verwiesen, deren Qualität und allgemeine Aussagekraft Experten zufolge teils fragwürdig war.

In der nun veröffentlichten Doppelblind-Studie wussten weder Ärzte noch die per Los zugeordneten Patienten, wer Ivermectin und wer ein Placebo bekommen hatte. Die mehr als 3500 Teilnehmer hatten wegen ihres Alters oder wegen Vorerkrankungen ein erhöhtes Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf. 679 von ihnen erhielten Ivermectin, ebenso viele ein Placebo, die übrigen knapp 2160 Patienten wurden anders behandelt. In der Untersuchung erwies sich Ivermectin als klinisch unwirksam, sowohl in Bezug auf das Risiko einer Krankenhauseinweisung als auch auf die Dauer eines Klinikaufenthalts oder die Genesung nach einer Infektion.

«Kein Effekt des Medikamentes!», twitterte der Direktor der Klinik für Intensivmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Professor Dr. Stefan Kluge, mit Blick auf die Studie. Der Infektionsimmunologe Professor Dr. Leif Erik Sander von der Berliner Charité reagierte auf das Ergebnis ebenfalls auf Twitter: «Damit sollte dieses Thema mal abgehakt sein.»

Schon in der Vergangenheit kamen Metaanalysen wie von der Cochrane-Collaboration, die einzelne Untersuchungen und Laborexperimente zusammenfassten, zu keinem eindeutigen Ergebnis über einen angeblichen Nutzen von Ivermectin. Vor Kurzem deutete sogar eine Studie darauf hin, dass in manchen Studien beobachtete Effekte eher auf die antiparasitäre Wirksamkeit gegen den Zwergfadenwurm zurückzuführen sein könnten. 

Bis heute sprechen sich Weltgesundheitsorganisation (WHO), Robert-Koch-Institut (RKI) und Europäische Arzneimittelagentur (EMA) gegen den Einsatz des Medikaments in der Pandemie aus. Bei falscher Dosierung kann das Mittel giftig sein.

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