Inebilizumab in der EU zugelassen |
Sven Siebenand |
19.05.2022 15:00 Uhr |
Bei Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen kommt es zu Schüben, die das zentrale Nervensystem angreifen und zum Beispiel zu Erblindung, Lähmungen und zum Tod führen können. / Foto: Adobe Stock/Yurii Kibalnik
NMOSD ist eine seltene, schwere, rezidivierende, neuroinflammatorische Autoimmunerkrankung, die den Sehnerv, das Rückenmark und Gehirn sowie den Hirnstamm angreift. In Europa leben schätzungsweise 7300 Menschen mit NMOSD. Rund 80 Prozent aller Patienten werden positiv auf Antikörper gegen AQP4 getestet. Diese Antikörper binden vor allem an Astrozyten im zentralen Nervensystem und lösen eine eskalierende Immunreaktion aus, die zur Bildung von Läsionen und zum Absterben von Astrozyten führt. Klinisch äußert sich dies als NMOSD-Schub, der den Sehnerv sowie das Rückenmark und Gehirn betreffen kann. Sehstörungen, Lähmungen, Gefühlsstörungen, Blasen- und Darmfunktionsstörungen, Nervenschmerzen und Atemstillstand können Symptome der Krankheit sein.
Die Anti-AQP4-Autoantikörper werden von Plasmablasten und einigen Plasmazellen gebildet. Diese B-Zell-Populationen sind damit von zentraler Bedeutung für die Pathogenese der NMOSD, ein großer Teil von ihnen exprimiert das Oberflächenantigen CD19. Es ist daher anzunehmen, dass die Depletion dieser CD19+-B-Zellen einen wichtigen Faktor für die Entstehung von Entzündungen, Läsionen und Astrozytenschäden ausschaltet. Dieses Ziel soll mit Inebilizumab erreicht werden. Der Antikörper bindet spezifisch an CD19 und unterstützt dann die Antikörper-abhängige zelluläre Zytolyse (antibody-dependent cellular cytolysis, ADCC) und die Antikörper-abhängige zelluläre Phagozytose (antibody-dependent cellular phagocytosis, ADCP). Die empfohlene Erhaltungsdosis beträgt 300 mg Inebilizumab als intravenöse Infusion alle sechs Monate.
Die EU-Zulassung basiert auf den Ergebnissen der Studie N-MOmentum. Diese zeigt, dass bei fast 90 Prozent der AQP4-IgG+-NMOSD-Patienten, die Inebilizumab erhielten, Krankheitsschübe über einen Zeitraum von 28 Wochen ausblieben. Bei der überwiegenden Mehrheit der Betroffenen hielt dieser Effekt über mindestens vier Jahre an.
Wie das Unternehmen Horizon Therapeutics meldet, soll Deutschland das erste Land in der EU werden, in dem Uplinza auf dem Markt verfügbar ist. Es wäre dann der dritte Antikörper bei NMOSD. Die bereits verfügbaren Substanzen Eculizumab und Satralizumab weisen jedoch einen anderen Wirkmechanismus als Inebilizumab auf.