Indien lässt ersten DNA-Impfstoff gegen Covid-19 zu |
Daniela Hüttemann |
06.09.2021 15:00 Uhr |
Die Impfung mit diesem neuen DNA-basierten Impfstoff erfordert drei Dosen, die mit einem nadelfreien, intradermalen System appliziert werden. / Foto: Zydus Cadila
Zycov-D ist der weltweit erste DNA-basierte Impfstoff, der eine (Notfall-)Zulassung erhalten hat. Hersteller ist das indische Pharmaunternehmen Zydus Cadila. Der Impfstoff enthält Plasmid-DNA, die für das Spike-Protein von SARS-CoV-2 kodiert. Die verimpfte DNA soll sowohl die humorale als auch die zelluläre Immunantwort stimulieren. Die Grundimmunisierung umfasst anders als bei den mRNA-Impfstoffen drei statt zwei Dosen, die an den Tagen 0, 28 und 56 gegeben werden. Die Firma strebt aber auch noch die Zulassung eines Zwei-Dosen-Impfschemas an.
Zycov-D soll in Indien ab diesem Monat an Personen ab zwölf Jahren verimpft werden. Die Daten der Phase-III-Studie mit rund 28.000 Probanden sind noch nicht in einem internationalen Fachjournal veröffentlicht. Laut einem Bericht auf der Nachrichtenseite des Fachjournals »Nature« betrug die Schutzwirkung vor symptomatischem Covid-19 67 Prozent (21 versus 60 Fälle) und war damit deutlich niedriger als die der mRNA-Impfstoffe, aber vergleichbar mit der der Vektorimpfstoffe. Zu bedenken ist, dass die Studien in Indien begannen, als dort schon die ansteckendere Delta-Variante weit verbreitet war, und immer noch laufen. Damit bietet Zycov-D einen guten Schutz vor einer Delta-Infektion.
Neu ist nicht nur das Wirkprinzip per DNA, sondern auch die Applikationsweise: Die Impfung erfolgt nicht intramuskulär, sondern durch die Haut (intradermal) ohne Nadel mit dem sogenannten Pharmajet®-System. Dieser Injektor hat eine FDA-Zulassung für Grippeimpfstoffe. Der Impfstoff wird mithilfe eines schmalen Flüssigkeitsstrahls und hohem Druck in die Haut gebracht. Die Applikation soll weniger schmerzhaft sein als der klassische Piks.
Ein Vorteil ist, dass dieser Impfstoff ebenso wie die mRNA-Impfstoffe schnell an Virusvarianten angepasst werden kann. Mit vektorgerichteten Immunreaktionen wie bei Astra-Zenecas Vaxzevria® und Janssens Covid-19-Impfstoff ist laut Hersteller nicht zu rechnen. Die Plasmid-DNA kann sich nicht replizieren und auch nicht in die menschliche DNA integrieren. Das Plasmid gelangt in den Zellkern von Immunzellen unter der Haut und wird dort in mRNA umgeschrieben. Diese wandert ins Zytoplasma und wird dort abgelesen, woraufhin an den Ribosomen das Spike-Protein gebaut wird, das als Antigen für die Immunantwort fungiert.
Die Produktion von DNA-Vakzinen gilt als vergleichsweise einfach und schnell und das fertige Produkt als stabil. So soll Zycov-D bei 2 bis 8 °C gelagert werden und hat laut Hersteller auch bei 25 °C eine gute Stabilität über drei Monate gezeigt – ein Vorteil gegenüber den mRNA-Impfstoffen.
Rund ein Dutzend weiterer DNA-Impfstoffe gegen Covid-19 sind derzeit in der klinischen Entwicklung und darüber hinaus zahlreiche andere DNA-basierte Vakzinen gegen andere Infektionskrankheiten. »Wenn sich DNA-Impfstoffe als erfolgreich erweisen, ist dies wirklich die Zukunft der Vakzinologie, weil sie leicht herzustellen sind«, sagte Professor Dr. Shahid Jameel, Virologe an der Ashoka-Universität in Sonipat, Indien, gegenüber »Nature«.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.