Masern: Zweite Impfung wird zu oft ausgelassen |
Derzeit erhalten nur drei von vier Kindern die zweite Impfung bei der Masern-Grundimmunisierung. «Erst die zweite Impfung gewährleistet jedoch einen nahezu 100-prozentigen Schutz vor Masern», betont Professor Dr. Sabine Wicker, Vorsitzende der Nationalen Verifizierungskommission Masern/Röteln beim Robert-Koch-Institut und Mitglied der STIKO, kurz vor Beginn des Internistenkongresses am kommenden Wochenende in Mannheim. Dabei hätten Kinder unter fünf sowie Erwachsen über 20 Jahre das größte Risiko für schwerwiegende Folgen der Virusinfektion wie Lungen- und Hirnhautentzündungen. Wicker betont: «Masern sind mitnichten eine harmlose Kinderkrankheit, sondern können sich zu einer schweren Systemerkrankung entwickeln.»
Mehr als 30 Prozent der Masernfälle in Deutschland betreffen mittlerweile die Über-20-Jährigen. Denn häufig haben sie in ihrer Jugend nur eine der beiden erforderlichen Impfungen erhalten, heißt es in einer Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM). Nur ein Viertel der nach 1970 geborenen Erwachsenen wüsste, dass die STIKO ihrer Altersgruppe eine Nachimpfung empfiehlt. Die vor 1970 Geborenen haben dagegen mit sehr großer Wahrscheinlichkeit eine Maserninfektion mit dem Wildtyp durchgemacht und sind daher immun.
Masern gehören zu den ansteckendsten Infektionen überhaupt, betont die Expertin. «Fast jeder, der mit dem Virus in Berührung kommt und nicht immun ist, erkrankt daran», berichtet Wicker. «Eine Übertragung von Masernviren ist sogar in einem Raum möglich, in dem sich ein Erkrankter bis etwa zwei Stunden davor aufgehalten hat.» Hinzu komme, dass die Betroffenen bereits vier Tage vor Auftreten des Ausschlags ansteckend sind, was die Übertragungswahrscheinlichkeit erhöht.
Alle nach 1970 Geborenen sollten ihren nächsten Hausarztbesuch nutzen, um ihren Masern-Impfschutz prüfen zu lassen. Damit tue der Einzelne nicht nur etwas für sich, sondern auch zum Schutz der ganzen Bevölkerung, heißt es in der Mitteilung. (dh)
Lesen Sie dazu auch
Sinkende Impfquote in Europa: WHO beklagt 35 Masern-Tote, Meldung vom 19.02.2018
Masern: Mehr als 900 Fälle in 2017, Meldung vom 05.01.2018
10.04.2018 l PZ
Foto: Fotolia/Africa Studio