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Interview Noventi-CEO Hermann Sommer
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»Ich wünsche dem Berufsstand viel Gutes«

Der Noventi-Konzern hat im vergangenen Geschäftsjahr ein dickes Umsatz- und Ertragsplus erwirtschaftet. Doch das Unternehmen hat auch Probleme: Die Bafin war zu einer Sonderprüfung da, das Projekt Genussscheine ist vorerst gestoppt, Direktabrechner drohen dem klassischen Abrechnungsgeschäft und bei der Awinta sollen in einem Riesenprojekt alle Software-Linien zusammengefasst werden. Im Interview mit der PZ gibt Konzernchef Hermann Sommer einen Überblick zum Stand bei diesen Themen.
AutorKontaktBenjamin Rohrer
Datum 30.06.2022  09:00 Uhr

Wie sieht die Apotheken-Software der Zukunft aus?

PZ: Wie meinen Sie das?

Sommer: Zunächst einmal wird die Datenbehandlung in Clouds eine immer wichtigere Rolle spielen. Außerdem müssen wir die Software auch an die neuen Patientenbedürfnisse und Marktangebote vorbereiten. Es wird immer häufiger vorkommen, dass Patientenanfragen aus dem Internet direkt bei den Apotheken in der Wawi landen. Darin enthalten sind dann nicht nur Informationen zum gekauften Präparat, sondern auch Wünsche zur Lieferart oder zum Lieferzeitpunkt. Wir müssen sicherstellen, dass diese neue Art des Kundenkontakts in den Apothekenalltag integriert werden kann, sonst verlieren die Apotheken einen wesentlichen Anteil des Gesamtumsatzes. Dass nun Versandhändler und Lieferdienste erste Kooperationen vereinbaren, verdeutlicht die Gefahr.

Projekt Genussscheine wird neu aufgelegt

PZ: Kommen wir zur grundsätzlichen Struktur des Noventi-Konzerns. Sie hatten vor, Ihre einzigen Eigentümer, den Apotheker-Verein FSA, über Genussscheine am Unternehmenserfolg teilhaben zu lassen. Man hört aus der Branche, dass die Apotheker sich beim Zeichnen zurückhielten. Hinzu kommt die Frage, ob Sie das 4-Prozent-Versprechen mit Blick auf die derzeitige Lage an den Weltmärkten einhalten können?

Sommer: Die Genussscheine sind ein Versuch, den Baufehler in unserer Konzernstruktur auszugleichen. Denn es darf nicht länger sein, dass die Eigentümer keine Dividende erhalten. Wir haben alle Möglichkeiten geprüft und dann die mit 4 Prozent verzinsten Genussscheine herausgegeben. In der ersten Tranche durften ausschließlich FSA-Apothekerinnen und -Apotheker zeichnen – das ist aber leider kaum passiert. Hinzu kommt, dass wir in den 4 Prozent die Inflation und auch den Ukraine-Krieg nicht mit eingerechnet haben. Wir haben die 2. und 3. Tranche daher nun gestoppt und wollen mit einer Neuauflage der Genussscheine die unsichere Lage auf den Märkten besser abbilden. Klar ist: Die Noventi braucht das Geld nicht. Das einzige Ziel ist es, unsere Eigentümer, also die Apothekerinnen und Apotheker, an unserem Erfolg teilhaben zu lassen.

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