»Bei uns hat es noch nie verspätete Auszahlungen gegeben« |
Benjamin Rohrer |
16.09.2022 15:30 Uhr |
Mark Böhm, einer der beiden neuen Noventi-Chefs, will die Zusammenarbeit mit der Standesvertretung der Apotheker intensivieren. / Foto: Noventi
PZ: Herr Böhm, gemeinsam mit Frank Steimel dürfen Sie die strategische Neuausrichtung der Noventi in Gang bringen. Laut einem Kundenschreiben an die Apotheken wollen Sie sich aufs Kerngeschäft konzentrieren. Was wird sich also für die Apotheken bei diesem neuen Kurs ändern?
Böhm: Als apothekereigenes Unternehmen arbeiten wir stets im Dienste der Apotheke vor Ort. Seit 122 Jahren sind wir der zukunftssichere Begleiter der ApothekerInnen und das werden wir auch zukünftig bleiben. Unser Kerngeschäft ist Rezeptabrechnung und Warenwirtschaft und das wollen wir – ganz im Sinne unserer apothekereigenen DNA – stärken. Als unsere größte Aufgabe sehen wir aktuell, die Stellung der Vor-Ort-Apothekerinnen und -Apotheker mit unseren Angeboten im engen Schulterschluss mit den Verbänden und Partnern weiter zu stärken. Damit verbessern wir auch gemeinsam die Zukunft der wohnortnahen Versorgung.
PZ: Medien spekulieren derzeit, dass es Noventi wirtschaftlich nicht gut geht. Was ist da dran? Ist das Abrechnungsgeschäft der Apotheken gesichert?
Böhm: Die Fakten sind klar und sprechen für Noventi: In 122 Jahren Unternehmensgeschichte gab es noch keine verspätete Auszahlung von uns. Darüber hinaus haben wir unter Führung der Apobank ein festes Bankenkonsortium, das die Zahlungen an die Apotheken jederzeit sicherstellt. Und besonders hervorheben möchte ich noch einmal die in unseren Vertragsbedingungen verankerte rechtliche Absicherung, dass unsere Kundinnen und Kunden mit der sogenannten »Zug-um-Zug-Abtretung der Rezeptforderung« bis zur erfolgten Auszahlung der Rezeptgelder uneingeschränkt Eigentümer ihrer Rezepte bleiben (Abrechnungs- und Factoringvereinbarung, in §1 Ziff. 3). Wir werden also auch zukünftig gewohnt sicher abrechnen.
PZ: In den vergangenen Jahren gab es immer Ansätze, dass zwischen der Standesvertretung und Noventi eine Zusammenarbeit entstehen könnte. Es kam dann aber nie dazu. Wollen Sie das ändern? Wenn ja, wie und in welchen Bereichen?
Böhm: Ja, das werden wir ändern. Wir haben uns gerade hier auf der Expopharm getroffen und konkrete weitere Gespräche verabredet. Wir sind uns einig, dass wir im engen und kontinuierlichen Austausch und Schulterschluss gemeinsam für die Interessen der inhabergeführten Apotheken in Deutschland arbeiten werden. Zu den konkreten Bereichen werden wir im Anschluss an die Expopharm weiter sprechen.
PZ: Immer wieder entsteht auch die Frage, ob der einzige Aktionär genügend Mitspracherechte hat. Wie oft und in welchen Fällen wird die FSA in operative Entscheidungen einbezogen? Und plant die neue Konzernführung, die Mitspracherechte auszuweiten?
Böhm: Die FSA steht als Alleinaktionär von Noventi nicht nur im kontinuierlichen Austausch über sämtliche Unternehmensbelange. Der FSA-Vorstand entscheidet darüber hinaus alleinig über die Besetzung des Aufsichtsrats und damit über das oberste Kontrollorgan der gesamten Gruppe. Somit entscheidet der FSA seit jeher über sämtliche Belange der Noventi maßgeblich mit.