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Krebsvorsorge

HPV-positiv heißt noch nicht Krebs

Seit einiger Zeit haben Frauen Anspruch auf eine verbesserte Früherkennung auf Gebärmutterhalskrebs. Dadurch steigt die Zahl von HPV-Infektionen, aber auch die Verunsicherung der Betroffenen, was nun zu tun ist. Gut zu wissen: Meistens ist keine Behandlung nötig, doch die Beobachtung wird intensiviert.
Christiane Berg
16.03.2021  07:00 Uhr

Hochrisikotypen der humanen Papillomaviren (HPV) gelten als primäre Ursache von Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom). Regelmäßige Untersuchungen im Rahmen der Krebsfrüherkennungs-Programme ermöglichen es, Vorstufen und frühe Formen des Zervixkarzinoms zu erkennen und erfolgreich zu therapieren.

Frauen im Alter von 20 bis 34 Jahren können daher neben der gynäkologischen Untersuchung zulasten der Gesetzlichen Krankenversicherung jährlich eine zytologische Abstrich-Untersuchung, den nach dem griechischen Arzt George N. Papanicolaou benannten Pap-Test, in Anspruch nehmen. Nach Zusatz spezifischer Färbelösungen werden die Abstriche mikroskopisch betrachtet.

Ab dem Alter von 35 Jahren wird seit dem 1. Januar 2020 im Rahmen des vom Gesetzgeber initiierten Screening-Programms alle drei Jahre die Kombination bestehend aus einer zytologischen Untersuchung und einem Labor-Test auf humane Papillomviren (HPV) angeboten, der dem Nachweis von HPV-DNA mittels Polymerasekettenreaktion oder Hybridisierungsverfahren, also molekulargenetischen Techniken wie Hybrid Capture 2 (hc2)-Tests, dient. 

Dieser HPV-Test ist nun im vergangenen Jahr bei vielen Frauen erstmals zusätzlich zur bisherigen Früherkennung durchgeführt worden. Erwartungsgemäß wurden dadurch mehr HPV-Infektionen am Gebärmutterhals festgestellt, die nicht zu einem auffälligen Pap-Abstrich geführt hatten. »Solche positiven Testergebnisse verunsichern viele Frauen«, konstatiert das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ), in einem aktuellen Statement. Der Krebsinformationsdienst habe entsprechend mehr besorgte Anfragen erhalten.

Auch bei HPV-Infektion häufig keine Therapie erforderlich

»Ein positives Testergebnis ist keinesfalls mit einer Krebsvorstufe oder gar Krebs gleichzusetzen«, betont Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des DKFZ. »HPV-Infektionen werden mit Hilfe des körpereigenen Immunsystems nach einiger Zeit zumeist von selbst überwunden. Die Infektionen selbst, die häufig symptomlos verlaufen, machen keine Therapie erforderlich«, so die Medizinerin. Der HPV-Test diene lediglich der Abschätzung des Risikos der Entwicklung möglicher Gewebeveränderungen.  

Im Falle eines positiven Test-Ergebnisses werde die nächste Kontrolle nicht  – wie bei  einem negativen Test – alle drei Jahre, sondern bereits nach einem Jahr durchgeführt. Ist der HPV-Test erneut positiv, folge zur weiteren Abklärung  eine Kolposkopie (Gebärmutterhalsspiegelung) sowie bei verdächtigen Veränderungen  eine Konisation zur histologischen Begutachtung des entnommenen Gewebes beziehungsweise frühzeitigen Entfernung von Krebsvorstufen als Therapiemethode der ersten Wahl.

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