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Vitiligo

Harmlos, aber sehr belastend

Vitiligo ist eine weit verbreitete, chronische Hauterkrankung, die vor allem junge Menschen betrifft. Die auffälligen weißen Flecken können für die Betroffenen sehr belastend sein. Nun gibt es erstmals eine S1-Leitlinie zur »Weißfleckenkrankheit« für den deutschsprachigen Raum.
Marion Hofmann-Aßmus
17.10.2021  08:00 Uhr

Chirurgie und Depigmentierung

Ein chirurgischer Eingriff kommt nur bei stabiler Vitiligo infrage, die auf eine konservative Behandlung nicht anspricht. »Stabil« bedeutet, dass sich die Flecken seit mindestens sechs Monaten nicht weiter ausgebreitet haben – dies ist häufig bei der segmentierten Vitiligo der Fall.

Bei einem begrenzten Vitiligo-Areal ist eine Gewebetransplantation (Vollhaut- oder Spalthauttransplantation) oder eine Transplantation autologer nicht-läsionaler Melanozyten, die zuvor auch kultiviert werden können, möglich (1). Transplantationen nicht kultivierter Zellen weisen eine Erfolgsrate von 66 bis 85 Prozent auf (> 70 Prozent Repigmentierung), Transplantationen kultivierter Zellen von 22 bis 72 Prozent. Bei Spalthauttransplantationen wird eine sehr dünne Hautschicht transplantiert; hier liegt die Erfolgsrate bei 78 bis 91 Prozent (15).

In seltenen Fällen ist die Vitiligo so weit fortgeschritten, dass die Entfernung der Restpigmentierung, zum Beispiel im Gesicht, als ultima ratio erwägenswert ist. In einer Studie erwies sich Trichloressigsäure (TCA, 100 Prozent) als gut verträglich zur Depigmentierung (16). Von 50 Teilnehmern mit universeller Vitiligo und Restpigmentierung im Gesicht sprachen 80 Prozent sehr gut auf die TCA-Behandlung an (> 90 Prozent Depigmentierung). Da die Melanozyten irreversibel zerstört werden, ist eine solche Maßnahme jedoch sehr restriktiv und nur nach sorgfältiger Diskussion mit dem Patienten einzusetzen.

Die medizinische Camouflage stellt eine wichtige Säule in der supportiven Therapie dar (1). Unter den dermatokosmetischen Produkten zur Abdeckung von Vitiligo-Herden erwähnt die Leitlinie Microskin™, ein Camouflage-Produkt, das resistent gegenüber Wasser und Abrieb ist und für mehrere Tage auf der Haut verbleiben kann.

Neue Therapieansätze

Derzeit hofft man auf die Wirksamkeit topischer (Beispiel Ruxolitinib) oder systemischer JAK-Inhibitoren, zum Beispiel Tofacitinib oder Ritlecitinib. In kleineren Studien zeigten diese Medikamente – teilweise kombiniert mit NB-UVB – eine gute Repigmentierung (1).

Am besten untersucht ist die klinische Anwendung von Ruxolitinib. Aktuellen Meldungen zufolge sind die Ergebnisse zweier noch nicht publizierter Phase-III-Studien (TruE-V1 und TruE-V2) mit Ruxolitinib als Creme vielversprechend (17). Beide Studien erfassten etwa 300 Teilnehmer ab zwölf Jahren mit NSV, die randomisiert zweimal täglich entweder Ruxolitinib-Creme (1,5 Prozent) oder Placebo erhielten. Nach 24-wöchiger Therapie hatten signifikant mehr Patienten in den beiden Verumgruppen eine Verbesserung von über 75 Prozent gegenüber dem Ausgangswert erreicht als in der Kontrollgruppe.

Die Studien bestätigen eine vorangegangene Phase-II-Studie hinsichtlich der Wirksamkeit und Sicherheit der Ruxolitinib-Creme (18). Die häufigsten Nebenwirkungen waren Juckreiz und Akne an den behandelten Hautarealen. Hersteller Incyte plant, basierend auf diesen Ergebnissen Zulassungsanträge für die Ruxolitinib-Creme zur Behandlung von jugendlichen und erwachsenen Patienten mit Vitiligo bei der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) zu stellen (17). Zur peroralen Anwendung ist der JAK-Inhibitor Ruxolitinib (Jakavi®) übrigens seit 2012 auf dem Markt, unter anderem zur Behandlung der Splenomegalie, der seltenen Leukämieform Myelofibrose und der Polycythaemia vera.

In kleineren Untersuchungen erzielte Afamelanotid, ein synthetisches Analogon des α-Melanozyten-stimulierenden Hormons, zusammen mit NB-UVB bei Patienten mit dunkleren Hautphototypen eine gute Repigmentierungsrate (1). Afamelanotid ist seit 2016 zur Therapie der erythropoetischen Protoporphyrie auf dem Markt (Scenesse®).

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