Halsschmerzen immer hinterfragen |
Im Zusammenhang mit Arzneimitteln nennt die Leitlinie besonders die Nebenwirkung von ACE-Hemmern, Chemotherapeutika und inhalativen Corticoiden. Bei etwa jedem fünften Patienten mit ACE-Hemmer-Dauermedikation kommt es aufgrund einer Akkumulation von Bradykinin zu Reizhusten mit schmerzhaften Halsbeschwerden. Nicht immer ist dieser Zusammenhang für Arzt und Patient eindeutig, sodass die Apotheke aufklären und gegebenenfalls beim Arzt den Wechsel auf ein Sartan anstoßen kann.
Zu denken ist auch an die sehr seltene, aber potenziell lebensbedrohliche Arzneimittelnebenwirkung Agranulozytose. Diese führt zu schmerzhaften Schleimhautnekrosen im Bereich von Pharynx und Tonsillen, Fieber sowie Schüttelfrost. Diese Typ-II-Allergie kann von vielen, ganz verschiedenen Arzneistoffen, zum Beispiel Analgetika (Metamizol), Antipsychotika (Clozapin) und Thyreostatika (Thiamazol, Carbimazol) ausgelöst werden. Erste Maßnahme: die Medikamente sofort absetzen.
Die Xerostomie beschreibt das Symptom der Mundtrockenheit, das sich ab einer 50-prozentigen Reduktion des Speichels bemerkbar macht. Neben verschiedenen Grunderkrankungen wird die Xerostomie durch die anticholinerge Wirkung und Nebenwirkung von ungefähr 400 verschiedenen Arzneistoffen verursacht oder verschärft. Die reduzierte Mundfeuchte erhöht die Anfälligkeit für Schluckstörungen und schmerzhafte Schleimhautläsionen im Mund und Rachen. Das Apothekenteam sollte bei Verdacht über diese Nebenwirkungen aufklären und bei einem Medikationsmanagement mit dem Arzt den Wechsel eines Arzneimittels besprechen.
Halsschmerzen können auch ein Begleitsymptom von Mundsoor sein. Die Pilzinfektion mit Candida albicans wird häufig durch eine falsche Inhalationstechnik von Glucocorticoiden provoziert. Daher ist es sehr wichtig, auch Patienten, die vermeintlich genau wissen, wie sie ihre Arzneimittel einzunehmen haben, immer wieder auf das Ausspülen des Mundes nach der Inhalation zu verweisen.
NSAR, Eisenpräparate, Kaliumchlorid, Bisphosphonate und verschiedene Chemotherapeutika wirken zelltoxisch und reizen die Atemwegsschleimhäute, wenn sie nicht korrekt geschluckt werden. Das Apothekenpersonal sollte daher nicht müde werden, immer wieder zur korrekten Einnahme zu beraten und nach Routineabläufen zu fragen.
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Eine Patientin mit der Dauermedikation Alendronsäure kauft Lutschbonbons und fragt: »Salbei hilft doch bei Halsschmerzen?« Die Apothekerin spricht sie auf die Einnahme der Alendronsäure an. Die Patientin versichert, dass sie ihre Medikamente gut kenne und diese schon seit einigen Jahren einnehme.
Die Apothekerin erläutert ihr, wie wichtig es ist, das Arzneimittel immer mit einem großen Glas Wasser (mindestens 200 ml) in aufrechter Körperhaltung einzunehmen und sich anschließend mindestens 30 Minuten nicht hinzulegen. Sie zeigt ihr die erforderliche Menge Flüssigkeit mit einem Becherglas. Die Patientin ist überrascht, dass Beschwerden wie Mundtrockenheit und Halsschmerzen eine Nebenwirkung ihrer Medikamente sein können. Sie habe diese immer mit zwei bis drei Schluck Wasser heruntergespült.
Die Apothekerin erklärt ihr, dass zu geringe Flüssigkeitsmengen zum Ankleben von Tabletten und Kapseln in Rachen und Speiseröhre führen können. Reizungen und Schmerzen sind die Folge.