H5N1-Viren mit ungewöhnlicher Mutation bei Nerzen |
Christina Hohmann-Jeddi |
30.01.2023 17:36 Uhr |
In einer Nerzfarm in Spanien ist es offenbar zu einem Ausbruch der Vogelgrippe gekommen, bei dem sich die Viren von Säugetier zu Säugetier verbreiteten. / Foto: Adobe Stock/Rokas (Symbolbild)
In der spanischen Region Galizien begann auf einer Nerzfarm im Oktober 2022 ein Ausbruch mit hochpathogenen Vogelgrippeviren (HPAI). Über diesen berichten Montserrat Agüero vom Veterinär-Zentrallabor des Landwirtschaftsministeriums des Landes und Kollegen im Journal »Eurosurveillance«.
Demnach sei die Mortalität der für ihren Pelz gehaltenen Tiere auf der Farm Anfang Oktober angestiegen. Anfängliche Tests auf das Coronavirus SARS-CoV-2 fielen negativ aus, der Test auf HPAI vom Typ H5N1 dagegen positiv. Erkrankte Tiere zeigten Appetitlosigkeit, übermäßigen Speichelfluss, depressive Symptome, Blutungen an der Schnauze und neurologische Symptome wie Zittern und Störungen der Bewegungskoordination. In Post-mortem-Analysen war eine hämorrhagische Pneumonie in den Lungen der Nerze zu erkennen. In einigen schwer befallenen Ställen der Farm starben alle Tiere innerhalb von ein bis zwei Tagen. Auf Aufforderung des Veterinäramts wurden die etwa 52.000 Nerze der Farm gekeult. Für die Mitarbeiter wurde Quarantäne angeordnet; keiner hatte sich mit H5N1 infiziert.
Eine genauere Genomanalyse des Influenzavirus zeigte, dass es sich um einen Vertreter des H5N1-Stamms 2.3.4.4b handelt, der sich aber in acht bis neun Aminosäureveränderungen von dem nächstverwandten Virus unterscheidet. Alle von der Nerzfarm isolierten H5N1-Viren wiesen eine ungewöhnliche Mutation im PB2-Gen auf, das für eine Untereinheit des Enzyms RNA-Polymerase kodiert. Die Mutation mit der Bezeichnung T271A erhöht die Polymerase-Aktivität des Erregers in Säugetierzellen, heißt es in dem Bericht. Die anderen Mutationen seien bisher gar nicht oder kaum gesehen worden und ihre Bedeutung sei unbekannt.
Es sei davon auszugehen, dass sich H5N1 nach einer ersten Eintragung in den Nerzbestand von Tier zu Tier weiterverbreitet hat, schreiben die Autoren. Dies sei aus der Art der Ausbreitung des Erregers von einem Stall über schließlich den ganzen Betrieb und der hohen Zahl der infizierten Nerze zu schließen. Das ist ungewöhnlich, denn das Vogelgrippevirus bindet in den Atemwegen von Vögeln an Rezeptoren, die bei Säugetieren selten sind, weshalb diese Tiergruppe selten befallen wird.
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