H5N1-Viren mit ungewöhnlicher Mutation bei Nerzen |
Christina Hohmann-Jeddi |
30.01.2023 17:36 Uhr |
Das erklärte auch der Virologe Professor Dr. Thomas Mettenleiter, Präsident des Friedrich-Loeffler-Instituts für Tiergesundheit, der Deutschen Presse-Agentur. Die Erreger seien schon vorher vereinzelt in anderen Säugetierarten wie Waschbären, Füchsen, Mardern oder Seehunden gefunden worden, bisher seien es aber einzelne Ereignisse gewesen, bei denen das Virus von einem Vogel auf einen Säuger gelangt sei. Bei dem Ausbruch in Spanien könnte es allerdings sein, dass »sich der Erreger wirklich dann von Säugetier zu Säugetier – also von Nerz zu Nerz – ausgebreitet hat«. Die Ereignisse in der spanischen Nerzzucht könnten ein Hinweis auf einen weiteren Anpassungsschritt des Virus gewesen sein, so Mettenleiter.
Hintergrund der Beunruhigung ist die gerade grassierende, größte jemals dokumentierte Vogelgrippewelle bei Vögeln, die sich über mehrere Erdteile erstreckt. Dadurch bekomme der Erreger mehr Gelegenheiten, auf Säugetiere überzugehen. Das Ereignis in Spanien sei »auf jeden Fall ein Warnsignal«. Dr. Tom Peacock, Virologe am Imperial College in London, äußerte sich noch drastischer. »Das ist unglaublich besorgniserregend«, sagte er dem Fachjournal »Science«. Für ihn sei dies »ein klarer Mechanismus, wie eine H5-Pandemie starten« könnte.
In der bisherigen Vogelgrippewelle hätten sich auch sechs Menschen mit dem Erreger angesteckt, von denen einer gestorben sei. Es gebe Hinweise, dass die Variante 2.3.4.4b im Vergleich zu früheren Versionen an Pathogenität verloren habe, sagte Mettenleiter gegenüber »Science«. Damals lag die Mortalität bei 50 Prozent. Wie gut das Virus auf den Menschen übergehen kann, ist noch unklar. Das Hämagglutinin, ein Oberflächenprotein der Grippeviren, das diese für den Zelleintritt benötigen, sei noch unverändert, sagte Peacock. »Vielleicht haben wir mit diesem noch Glück gehabt.«
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