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Laborexperimente erfolgreich

Gurgeln gegen das Coronavirus

In Laborexperimenten inaktivierten verschiedene Mundspüllösungen das Coronavirus SARS-CoV-2. In-vivo-Tests stehen aber noch aus.
Sven Siebenand
13.08.2020  15:30 Uhr

Im Fachmagazin »Journal of Infectious Diseases« hat ein Forscherteam um Toni Luise Meister von der Ruhr-Universität Bochum gerade die Ergebnisse von Laboruntersuchungen veröffentlicht. Die Wissenschaftler hatten drei verschiedene SARS-CoV-2-Isolate zur Nachahmung von nasopharyngealen Sekreten mit einer Substanz vermischt und sie danach mit acht unterschiedlichen, kommerziell erhältlichen Mundspüllösungen behandelt. Die Einwirkzeit betrug jeweils 30 Sekunden.

Die In-vitro-Experimente verliefen durchaus erfolgreich. Die Virenstämme erwiesen sich gegenüber den Lösungen als empfindlich – in unterschiedlichem Ausmaß. Drei Lösungen mit unterschiedlichen Zusammensetzungen schnitten am besten ab. Sie reduzierten die virale Infektiosität signifikant auf nicht nachweisbare Werte. Sie enthielten entweder eine Kombination aus Dequaliniumchlorid und Benzalkoniumchlorid oder Polyvidon-Iod oder Ethanol plus ätherische Öle.

Aber auch Lösungen mit anderen Wirkstoffen, darunter Wasserstoffperoxid, Chlorhexidin und Octenidindihydrochlorid, wiesen eine viruzide Wirkung auf. Eine Lösung mit dem Antiseptikum Polihexanid schnitt bei einem Virusstamm etwas schlechter ab.

»Unsere Ergebnisse befürworten es deutlich, ausgewählte Formulierungen im klinischen Rahmen zu untersuchen, um zu prüfen, ob die Dekontamination der Mundhöhle bei Patienten und medizinischem Personal das Potenzial hat, die Übertragung von Viren zu verhindern«, so ein Fazit der Studienautoren. Weiter informieren sie, dass bereits erste Studien zur Reduktion der Viruslast durch Mundspüllösungen bei Covid-19-Patienten registriert seien, beispielsweise an der University of California in San Francisco.

Das Fertigpräparat Dequonal® war eines der drei am besten getesteten Präparate in den In-vitro-Experimenten. Hersteller Kreussler nimmt das zum Anlass für eine eigene Pressemeldung. »Diese Ergebnisse sind ermutigend und in nachfolgenden Studien soll nun die Wirkung weiter untersucht werden«, heißt es. Mit einer nachgewiesenen Wirksamkeit gegen das Virus wäre es vorstellbar, dass mit SARS-CoV-2 infizierte Personen vor dem Kontakt mit medizinischem und pflegendem Personal mit einer Mundspüllösung, die auch antiviral wirkt, gurgeln oder die entsprechende Lösung in die Mundhöhle sprühen. Diese Maßnahme könnte das Personal schützen. Durch eine Absenkung der Viruslast unter eine kritische Grenze könnte der Verlauf der Erkrankung zusätzlich positiv beeinflusst werden.

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