Grippeimpfung reduziert Risiko für Covid-19-Komplikationen |
Christina Hohmann-Jeddi |
11.08.2021 16:00 Uhr |
Eine Grippeimpfung scheint auch zum Teil gegen schwere Folgen einer Covid-19-Erkrankung zu schützen, zeigte eine Studie aus den USA. / Foto: Your Photo Today
Bald beginnt die Zeit der Grippeimpfung: Die ersten saisonalen Influenza-Impfstoffe könnten schon ab Mitte August ausgeliefert werden. Die saisonale Grippeimpfung könnte neben dem Grippeschutz auch einen Teilschutz vor schweren Verläufen von SARS-CoV-2-Infektionen bieten, berichtet ein Forschungsteam um Susan M. Taghioff von der University of Miami im Fachjournal »PLoS One« . Für seine retrospektive Kohortenanalyse wertete es die Daten von fast 74.800 Patienten aus verschiedenen Ländern aus, darunter die USA, Großbritannien, Deutschland, Israel und Singapur. Sie wählten aus 70 Millionen Patienten zwei Gruppen von 37.400 Probanden aus, die sich hinsichtlich Alter, Geschlecht, Ethnie, Rauchgewohnheit und Komorbiditäten möglichst ähnelten.
Die eine Gruppe hatte eine Grippeimpfung sechs Monate bis zwei Wochen vor einer Coronainfektion erhalten. Die zweite Gruppe infizierte sich auch mit dem Coronavirus, war aber nicht zuvor gegen Grippe vakziniert worden. Die Forschenden analysierten retrospektiv in diesen beiden Gruppen zu verschiedenen Zeitpunkten nach Diagnose der Coronainfektion, wie häufig es zu schweren Covid-19-Folgen wie Sepsis, Schlaganfall, tiefe Venenthrombose, Nierenversagen oder Verlegung auf Intensivstation gekommen war.
Die Analyse zeigte, dass Personen, die nicht gegen Grippe geimpft waren, ein um bis zu 20 Prozent höheres Risiko hatten, aufgrund von Covid-19 hospitalisiert zu werden, und ein bis 58 Prozent erhöhtes Risiko für eine intensivmedizinische Behandlung hatten. Auch das Risiko für Sepsis (bis zu 45 Prozent) und für Schlaganfall waren erhöht, berichtet das Team in »PLoS One«. Die Mortalität jedoch unterschied sich zwischen den beiden Gruppen nicht.
Wie eine Grippeimpfung vor den schweren Folgen einer Coronainfektion schützt, sei noch unklar, schreiben die Autoren. Diskutiert wird eine Aktivierung der angeborenen Immunabwehr. Dennoch sehen sie in der Influenza-Impfung eine »realisierbare Option«, die Folgen von Covid-19 weltweit abzumildern, zumal ein großer Teil der Bevölkerung noch keinen Zugang zu Covid-19-Impfstoffen hat.
»Nur ein kleiner Teil der Weltbevölkerung ist bis jetzt vollständig gegen Covid-19 geimpft«, sagt Seniorautor Professor Dr. Devinder Singh in einer Pressemitteilung der Universität. »Mit all der Verheerung, die die Pandemie angerichtet hat, braucht die Weltgemeinschaft immer noch Ansätze, um Morbidität und Mortalität zu senken.«
Selbst bei einem geringen Effekt gegen Covid-19-Folgen könnten Grippeimpfungen helfen, eine zeitgleiche Pandemie von Corona- und Grippeviren zu verhindern, erklärt Taghioff. Im vergangenen Jahr fiel die Grippesaison auf der Süd- und der Nordhalbkugel fast vollständig aus.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.