Gewebefaktor-Hemmer bei Covid-19 |
Bei einer schweren Covid-19-assoziierten Koagulopathie sind die D-Dimere meist deutlich erhöht. Bei hospitalisierten Betroffenen wird in einer Studie rNAPc2 subkutan verabreicht. / Foto: Adobe Stock/jarun011
Der Wirkstoff rNAPc2 wirkt direkt auf die Blutgerinnung und hat das Potenzial, Gerinnungsstörungen und damit einhergehende Entzündungen bei SARS-CoV-2-Infektionen zu verhindern. »Bereits zu Beginn der SARS-CoV-2-Pandemie hat es Hinweise auf ein deutlich erhöhtes Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln vor allem bei schweren Covid-19-Verläufen gegeben«, informiert Professor Dr. Wolfram Ruf vom Centrum für Thrombose und Hämostase der Universitätsmedizin Mainz in einer Pressemeldung. Die häufige Thrombosebildung bei den Betroffenen beruhe auf einer erhöhten Gerinnungsfähigkeit des Blutes. Diese Hyperkoagulation werde auf eine entzündliche Reaktion im Zuge der SARS-CoV-2-Infektion zurückgeführt.
rNAPc2 greift direkt in die frühen Prozesse der Blutgerinnung ein, indem es den Tissue Factor (Gewebefaktor) hemmt. Dabei handelt es sich um ein Protein, das die Blutgerinnung aktiviert und zudem eine zentrale Rolle bei der Entzündungsreaktion im Rahmen von Virusinfektionen und bei der Virusverbreitung spielt. Damit unterscheidet sich der Wirkmechanismus von rNAPc2 grundlegend von der Wirkweise des bisher zur Thromboseprophylaxe bei Covid-19 eingesetzten Gerinnungshemmers Heparin. Als indirektes Antikoagulans verstärkt Heparin die Wirkung des körpereigenen, gerinnungshemmenden Proteins Antithrombin und hemmt die späteren Phasen der Blutgerinnung.
Frühere Untersuchungen, unter anderem für den Einsatz bei der Ebola-Infektion, weisen darauf hin, dass rNAPc2 neben der gerinnungshemmenden Wirkung auch über antiinflammatorische und antivirale Eigenschaften verfügt. Seit Ende 2020 wird der Wirkstoff in der multizentrischen Phase-IIb-Studie Covid-Aspen von ARCA Biopharma bei 100 stationär behandelten Covid-19-Patienten und -Patientinnen mit erhöhten Blutgerinnungswerten untersucht. Dabei soll herausgefunden werden, ob durch eine Behandlung mit rNAPc2 Thrombosen besser verhindert werden können als durch die Standardtherapie mit dem Gerinnungshemmer Heparin. rNAPc2 wird in der Studie an den Tagen 1, 3 und 5 subkutan verabreicht.
»Basierend auf unseren Forschungsergebnissen erhoffen wir uns durch die Therapie mit rNAPc2 nicht nur eine bessere Verhinderung der Thrombosen bei Covid-19, sondern auch eine verbesserte Unterdrückung der mit der Gerinnungsaktivierung einhergehenden Entzündungsreaktion«, ergänzt Ruf.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.