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Nach Covid-19

Blutgerinnung bis zu ein Jahr gestört

Die Blutgerinnung ist einer groß angelegten britischen Studie zufolge noch bis zu ein Jahr lang nach einer Coronavirus-Infektion gestört. Das gilt auch für Personen mit milden Verläufen.
Christina Hohmann-Jeddi
21.09.2022  16:30 Uhr

Schon früh in der Coronavirus-Pandemie fiel auf, dass SARS-CoV-2-Infektionen akut die Blutgerinnung stören und die Herz-Kreislauf-Gesundheit beeinträchtigen können. Wie lange diese Probleme nach einer durchgemachten Infektion anhalten, war unklar. Nun untersuchte Rochelle Knight von der University of Bristol zusammen mit Kolleginnen und Kollegen von der Universitäten Cambridge, Edinburgh und Swansea das Auftreten von arteriellen und venösen Thrombosen nach Covid-19-Diagnose.

Das Team konnte auf Datensätze von etwa 48 Millionen Menschen in England und Wales vom 1. Januar bis 7. Dezember 2020 zurückgreifen. Zu diesem Zeitpunkt waren noch keine Covid-19-Impfstoffe verabreicht worden. Die Ergebnisse der Analyse stellt das Team nun im Fachjournal »Circulation« vor.

Demnach traten in einer Nachbeobachtungszeit von 41,6 Millionen Personenjahren mehr als 260.000 arterielle und 59.000 venöse Thrombosen auf. Dabei lag das Risiko für eine arterielle Thrombose in der ersten Woche nach Covid-19-Diagnose um den Faktor 21,7 und für eine venöse Thrombose um den Faktor 33,2 höher als in der Vergleichsgruppe mit Menschen ohne Covid-19-Diagnose. Die Risiken sanken im Laufe der Zeit ab und waren in den Wochen 27 bis 49 nach Covid-19-Diagnose noch um den Faktor 1,3 beziehungsweise 1,8 erhöht.

Auf die Bevölkerung von England und Wales hochgerechnet, könnten somit durch Coronainfektionen 10.700 zusätzliche Ereignisse von Schlaganfall, Herzinfarkt oder tiefen Venenthrombose aufgetreten sein, rechnen die Autoren vor. Die Ergebnisse ihrer Analyse belegten den Nutzen eines Blutgerinnungsmanagements bei Risikopatienten und der Vermeidung schwerer Covid-19-Erkrankungen durch konsequente Schutzimpfungen.

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