Gerd Glaeske nach langer Krankheit verstorben |
Professor Dr. Gerd Glaeske starb am vergangenen Freitag, wie sein Büro an der Universität Bremen der PZ bestätigte. / Foto: PZ/Berg
Gerd Glaeske wurde am 13. Mai 1945 in Stecklenberg in Sachsen-Anhalt geboren und studierte Pharmazie an der RWTH in Aachen sowie an der Uni Hamburg. 1978 wurde er in Hamburg mit einer Dissertation über die Synthese von Tetrahydrothiazin-Derivaten promoviert. Zwischen 1988 und 1999 war er bei verschiedenen Krankenkassen wie auch beim Verband der Angestellten-Krankenkassen (VdAK) tätig. Ab 1999 arbeitete Glaeske an der Universität Bremen als Professor für Arzneimittelversorgungsforschung. Seit 2007 leitete er dort die Abteilung Gesundheit, Pflege und Alterssicherung im Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik. Von 2003 bis 2010 war er Mitglied im interdisziplinären »Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen«.
Um Arzneimittelpolitik sowie die Qualität der Arzneimittelversorgung ging es in seinen zahlreichen Veröffentlichungen. So war Glaeske lange an der Herausgabe des Nachschlagewerks »Bittere Pillen« beteiligt, zudem wirkte er regelmäßig beim »Handbuch Medikamente« der Stiftung Warentest mit und gab bis 2015 den jährlichen Arzneimittelreport der Krankenkasse Barmer heraus. Seit Beginn der Coronavirus-Pandemie kritisierte Glaeske immer wieder das Krisen-Management der Politik, unter anderem mit einem umstrittenen Thesenpapier, wofür er seinerseits scharfe Kritik erntete.
Einem breiteren Publikum bekannt war er als Pharmakritiker und Arzneimittelexperte in TV-Talkshows, Ratgebersendungen und Interviews. Glaeske äußerte sich zudem zur Beratungsqualität von Apotheken oder zu deren Arzneimittelsortiment. Wegen seiner teils scharfen Kommentierungen war der Gesundheitswissenschaftler nicht unumstritten, auch bei den Apothekern nicht. Auch gesundheitspolitisch war Glaeske immer wieder aktiv und galt auch in politischen Kreisen als wichtiger Arzneimittel-Experte. 2002 arbeitete er beispielsweise gemeinsam mit SPD-Politiker Karl Lauterbach, dem Gesundheitsökonom Jürgen Wasem sowie dem Ex-AOK-Chef Christopher Hermann ein Positionspapier in einer Expertengruppe, die Vorschläge für eine Gesundheitsreform erarbeiten sollte.