Geht da doch was? |
Ein Derivat von Artemisinin und ein zur selben Stoffklasse wie Chloroquin zählender Arzneistoff: Zwei Malariamittel könnten auch bei Covid-19 einen Nutzen bringen. Studien sollen dies nun klären. / Foto: Adobe Stock/ tashatuvango
Es gibt ausreichend Belege für die antivirale und entzündungshemmende Wirkung von Malariamitteln, um klinische Studien bei Covid-19 durchzuführen. Dies ist ein Fazit einer Publikation in »Trends on Parasitology« um Erstautor Professor Dr. Sanjeev Krishna von der St.George's University in London. Insbesondere der Malaria-Wirkstoff Pyronaridin habe in vitro antivirale Wirkungen auf SARS-CoV-2 in einer menschlichen Lungenepithelzelllinie gezeigt, während Artesunat, ein halbsynthetisches Derivat des Artemisinins, zusätzlich zu ähnlichen antiviralen Effekten auch immunmodulatorische Wirkungen über Interleukin-6-vermittelte Wege habe.
Praktischerweise gibt es sogar Fixkombinationen dieser beiden Malaria-Wirkstoffe (Pyramax®, Artecom®). Wie Krishna und Kollegen schreiben, sei die Sicherheit dieser Kombination bei Malaria bei Kindern und Erwachsenen nachgewiesen und dies biete eine gewisse Sicherheit für Studien bei Covid-19. Nicht überraschend ist, dass die Pyronaridin-Artesunat-Kombination gleich in mehreren Covid-19-Studien klinisch getestet wird, beispielsweise in einer Phase-II/III-Studie auf den Philippinen. Wie einer Science-Veröffentlichung zu entnehmen, ist offenbar auch im Gespräch, zumindest Artesunat im Rahmen der großen, im Moment still stehenden WHO-Studie Solidarity testen zu wollen.
Ob sich – nachdem Chloroquin und Hydroxychloroquin aus dem Rennen sind – doch noch ein Malariamedikament zum Covid-19-Medikament »umwidmen« lässt, können letztlich nur große Studien klären. In Anbetracht der geringen Ausbeute an wirksamen Covid-19-Medikamenten bisher und den positiven ersten Ergebnissen ist es sicher gerechtfertigt, Pyronaridin, Artesunat oder die Fixkombination aus beiden einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.
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