Gegen Resistenzen ankämpfen |
Edith Bennack |
02.02.2020 08:00 Uhr |
Laut Versorgungsatlas (11) gehen die ambulanten Verordnungen von Makroliden zurück, behaupten aber noch immer einen guten dritten Platz. Nur bei wenigen Erkrankungen sind sie Mittel der Wahl, zum Beispiel Azithromycin bei der Gonorrhoe, wobei steigende Resistenzen zu beachten sind. Makrolide haben verglichen mit Betalactamen eine schlechtere Wirksamkeit im grampositiven Bereich und sind im Gramnegativen gegen Gonokokken, Moraxella und Meningokokken wirksam. Ihre Stärke liegt eindeutig bei atypischen Keimen; sie sind sehr gut wirksam gegen Chlamydien, Legionellen und Mykoplasmen.
Bezüglich der Compliance ist eine Substanz, die man nur drei Tage einnimmt (Azithromycin mit 500 mg) und die dank der langen Halbwertszeit mindestens sieben Tage in therapeutischer Dosis im Körper verbleibt, natürlich optimal. Allerdings darf man das Nebenwirkungspotenzial der Makrolide nicht außer Acht lassen. Sie verlängern die QT-Zeit am Herzen, was unter anderem bei gleichzeitiger Gabe von trizyklischen Antidepressiva problematisch werden kann. Ebenso besteht die Gefahr einer Rhabdomyolyse bei gleichzeitiger Einnahme von Makroliden (CYP3A4-Inhibitor) und Simvastatin oder Lovastatin, die beide über CYP3A4 verstoffwechselt werden.
Der Apotheker müsste eigentlich über diese schwerwiegenden Wechselwirkungen informieren. Allerdings ist das kaum möglich, ohne die Compliance des Patienten zu verschlechtern; sehr wahrscheinlich setzt er eigenmächtig eines der Arzneimittel ab – was auch keine gute Lösung ist. Eine Option: ihn darauf hinzuweisen, dass er beim Auftreten von Muskelschmerzen zum Arzt gehen soll. Schwieriger ist dann jedoch die Beratung zur QT-Zeit-Verlängerung.
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2018 waren mehr als 52.000 Apotheker und Apothekerinnen in Deutschland in öffentlichen Apotheken tätig, 2445 in Krankenhausapotheken (6). 177 Apotheker haben die Bereichsweiterbildung Infektiologie der Landesapothekerkammern abgeschlossen. Diese 100-stündige Bereichsweiterbildung richtet sich allerdings gemäß der Bundesapothekerkammer nur an Apotheker, »… die in Krankenhäusern und krankenhausversorgenden öffentlichen Apotheken … beschäftigt sind«.
Somit bleibt der großen Zahl der nicht in diesen Apotheken tätigen Mitarbeiter nur die Weiterbildung »Allgemeinpharmazie«, wo sie im Seminarblock A1 unter 13 angebotenen Seminarthemen auch die Infektiologie finden. Darüber hinaus bieten die Apothekerkammern und Fachgesellschaften wie die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft einzelne, nicht Industrie-gesponsorte Vorträge an. Auch große Kongresse wie Interpharm oder Pharmacon bieten die Möglichkeit, sich intensiv mit Spezialthemen zu befassen. Eine spezielle Weiterbildung zur Infektiologie für die Offizinapotheker fehlt jedoch.