Gegen Resistenzen ankämpfen |
Edith Bennack |
02.02.2020 08:00 Uhr |
Betrachtet man diese Erkenntnisse im Kontext mit den Ergebnissen einer europaweiten Umfrage unter verschreibenden Ärzten aus dem November 2019, verdichtet sich der Eindruck, dass die Einnahmehinweise eher einem Sicherheitsbedürfnis der Ärzte sowie der Erwartungshaltung der Patienten geschuldet sind (9). So antworteten von 116 in Deutschland teilnehmenden Ärzte auf die Frage, wie oft sie in der letzten Woche ein Antibiotikum verordnet hätten, was weniger Zeit in Anspruch genommen hätte als den Patienten darüber aufzuklären, dass das eigentlich gar nicht nötig sei, knapp 10 Prozent mit »mindestens einmal«. Die überwiegende Mehrzahl antwortete allerdings mit »nie«. Ebenso haben 10 Prozent ein Antibiotikum verordnet, um die Beziehung zum Patienten aufrechtzuerhalten.
Es ist hinreichend bekannt, dass gerade in der Winterzeit die meisten Infektionen viral bedingt sind und eigentlich keiner Antibiose bedürfen. Nun ist der Apotheker in der schwierigen Situation, dass er nicht gegen die Empfehlung des Arztes beraten darf. Den Vorteil, den die Krankenhäuser mit der täglichen Messung der Laborparameter haben, haben niedergelassene Ärzte nicht oder machen keinen Gebrauch davon. Es wäre in der Tat mit viel Beratung verbunden, einem Patienten zu erklären, dass er zunächst keine Antibiose bekommt und bei Verschlechterung der Symptome wieder in die Praxis zur Re-Evaluation kommen soll, um das weitere Vorgehen zu bestimmen.
So kann der Apotheker die Chance nutzen, den Patienten vor dem Arztbesuch dahingehend zu beraten, dass eine Antibiose bei einer Sinusitis oder Bronchitis nicht sofort notwendig ist, sondern erst, wenn Fieber und/oder grünlich verfärbter Auswurf hinzukommen. Selbst bei Patienten mit chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) ist bei einer Exazerbation eine Antibiose meist nicht indiziert, ist sie doch mit der Gefahr einer vermehrten Kolonisation mit Pseudomonas aeruginosa assoziiert (10).