Gegen Resistenzen ankämpfen |
Edith Bennack |
02.02.2020 08:00 Uhr |
In Krankenhäusern arbeiten viele Fachleute, darunter viele Apotheker, bereits intensiv an ABS-Maßnahmen. Doch wie ist die Situation in den ambulanten Praxen und welche Schwierigkeiten stellen sich dem Apotheker bei der Beratung?
Drei große Themen des Antibiotic Stewardship beherrschen die Verordnung von Antibiotika in den Arztpraxen. Somit haben diese auch eine große Bedeutung für die Apotheker, die diese Verschreibungen beliefern.
Es sind:
Bei der Verordnung eines Antibiotikums erhält der Patient häufig die Anweisung, alle Tabletten in der Packung einzunehmen; das entspricht einer Therapie über meist sieben bis zehn Tage.
Eine Vielzahl von Studien belegt, dass dies keinesfalls immer nötig ist, zum Beispiel bei der ambulant erworbenen Pneumonie (7). Hier reichten fünf Therapietage gegenüber einer vom Arzt bis zu dessen Ermessen weitergeführten Therapie aus. Allerdings sollte der Patient bei Therapieende zwei Tage fieberfrei sein.
Wie lange soll sie das Antibiotikum einnehmen? Häufig lautet der Rat: bis die Packung leer ist. Daran gibt es berechtigte Zweifel. / Foto: Shutterstock/Liderina
Das »Dogma«, dass eine zu kurze Antibiotika-Gabe Resistenzen befördert, verkehrt sich unter der dramatisch zunehmenden Resistenzsituation in ihr Gegenteil (8). Eine zu lange Gabe erhöht den Resistenzdruck, indem die »guten« Bakterien auf der Haut und im Magen-Darm-Trakt durch eine unangemessen lange Antibiose Resistenzen gegen diese Wirkstoffe entwickeln. Sie verändern ihr genetisches Profil und können so zu gefährlichen Keimen mutieren.
In der Praxis erweist es sich als problematisch, dass viele Leitlinien nicht aktuell überarbeitet sind und die Angaben zur Dauer der Antibiose noch immer den »Sicherheitszuschlag« beinhalten.
Allerdings muss man auch sagen, dass noch mehr Untersuchungen nötig sind, um mehr Verordnungssicherheit zu erhalten. Gerade bei den Weichteilinfektionen, Erysipelen oder diffusen Hautinfektionen mit Rötung, Erwärmung und Schmerzen – also der typischen Entzündungstrias – fällt es schwer, sich für eine kürzere Therapie zu entscheiden.
Die Entscheidung erleichtern können Laborparameter wie das C-reaktive Protein (CRP). Ein CRP-Anstieg charakterisiert bakterielle Infektionen, und ein Absinken zeigt verlässlich an, dass die akute Infektion überwunden ist. Eine regelmäßige CRP-Kontrolle hilft, eine antibiotische Therapie unter Umständen abzukürzen.