Gefahr für Beine, Herz und Hirn |
Die Basis jeder pAVK-Therapie ist es, die Risikofaktoren des Patienten so weit wie möglich zu reduzieren. Dies gilt vor allem für den Nikotinkonsum: Rauchen fördert die Progression in allen Stadien der Erkrankung, erhöht die Amputationsrate und das Sterberisiko.
Aufklärung und Rauchentwöhnungskurse – in Gruppen oder online – erleichtern den Ausstieg aus der Sucht. Darüber hinaus kann das Apothekenteam zur Unterstützung Ersatzpräparate anbieten, zum Beispiel Nikotinkaugummis, -lutschtabletten oder -sublingualsprays, die das akute Rauchverlangen dämpfen, oder kontinuierlich wirkende Nikotinpflaster.
Gift für die Blutgefäße / Foto: Adobe Stock/Michael Eichhammer
Vom herkömmlichen Tabakrauchen auf E-Zigaretten umzusteigen, ist auf Dauer keine gute Lösung: Auch solche Verdampfer erhöhen das kardiovaskuläre Risiko – wenn auch in geringerem Maß als konventionelle Zigaretten. Als Zwischenschritt auf dem Weg zur vollständigen Abstinenz sieht das ESVS-Leitliniengremium sie dennoch als gangbare Alternative für pAVK-Patienten.
Rezeptpflichtig in Deutschlands Apotheken ist der Wirkstoff Cytisin, ein Alkaloid des Goldregens und partieller Agonist am Nikotinrezeptor. Laut einer aktuellen Cochrane-Übersicht ist er möglicherweise ähnlich wirksam zur Raucherentwöhnung wie der synthetische Wirkstoff Vareniclin. Dieser wiederum war in Studien effektiver als das Antidepressivum Bupropion. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) sieht den Nutzen zur Entwöhnung starker Raucher aktuell aber nur für Nikotin und Vareniclin als belegt an.
Neben dem Rauchen fördern Übergewicht, Hypercholesterolämie, Hypertonie und Diabetes das Fortschreiten der pAVK. Diese Risikofaktoren lassen sich ebenfalls durch Veränderungen des Lebensstils beeinflussen, vor allem durch eine gesunde Ernährung und regelmäßige körperliche Aktivität.
In Studien bewährt hat sich insbesondere die Mittelmeerdiät mit viel Gemüse, Fisch, Olivenöl und Nüssen. Sie senkt das Risiko von Herzinfarkten und Schlaganfällen, die Amputationsrate und die Sterblichkeit.
Um das Risiko von kardiovaskulären Ereignissen und Todesfällen zu reduzieren, empfiehlt die europäische Leitlinie darüber hinaus wöchentlich mindestens 150 bis 300 Minuten moderates sportliches Training – insbesondere für asymptomatische pAVK-Patienten.
Wer bereits an Claudicatio intermittens leidet, profitiert vor allem von regelmäßigem Gehtraining. In Studien konnten Betroffene ihre Gehstrecke dadurch innerhalb von drei Monaten verdreifachen. Allerdings wirkte selbstständiges Üben weniger effektiv als ein strukturiertes angeleitetes Trainingsprogramm. Eine hilfreiche Unterstützung sind Gefäßsportgruppen, die es in vielen Städten gibt (Kasten).
Gefäßsportgruppen und Selbsthilfegruppen nach Postleitzahl:
www.deutsche-gefaessliga.de/gefaesssportgruppen/#selbsthilfegruppen
Kostenfreies Rauchfrei-Ausstiegsprogramm der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA):
https://rauchfrei-info.de/aufhoeren/das-rauchfrei-ausstiegsprogramm/
Um eine spürbare Verbesserung zu erzielen, sollten die Patienten mindestens dreimal pro Woche 30 bis 60 Minuten trainieren. Das verringert nicht nur die Symptome, sondern regt nachweislich die Bildung neuer Blutgefäße an, die die Engstelle umgehen (Neoangiogenese). Auch auf Entzündungsmarker, die Endothelfunktion, das Lipidprofil sowie Blutzucker und -druck wirkt sich regelmäßiges Training positiv aus.
Studien belegen jedoch, dass nur etwa eine von zehn Personen mit symptomatischer pAVK an einem strukturierten Gehtraining teilnimmt. Wenn sich keine Möglichkeit zum Gefäßsport findet, können Patienten der europäischen Leitlinie zufolge auch auf ein alternatives Sportprogramm ausweichen, etwa Nordic Walking, Radfahren oder Krafttraining: Jede Form von Bewegung ist besser als keine Bewegung.