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Amateur-Fußball

Gefährliches Spiel mit Analgetika

Schonen scheint keine Option zu sein

Ein Teilnehmer schrieb:  »Ich bin 26 Jahre alt und habe über mehrere Monate viele Schmerzmittel genommen. Die Quittung war, dass ich chronische Knieprobleme habe. Ich habe mir Ibus reingeballert, sodass ich spielen konnte. Am Ende konnte ich nicht mehr 20 Minuten im Auto sitzen, ohne Schmerzen zu haben. Schmerzmittel sind eine Sucht wie Alkohol und Drogen.«

Andere berichten, dass Mannschaftkollegen Ibuprofen wie Smarties einnehmen oder auch verteilen. Ein weiterer Teilnehmer schreibt:  »Ich schätze 25 Prozent aller Spieler haben vor Wettkampfpartien Schmerzmittel genommen. Ibuprofen oder Diclofenac. Im Training selten. Viele Spieler wollten

unbedingt spielen und mit leichten Blessuren (Zerrungen, Prellung, Hämathomen, Gelenkschmerzen...) nicht riskieren, aus der Startelf zu fliegen. Bei vier bis fünf Trainingseinheiten und Aufwand, den man pro Woche betreibt, will jeder auch den Ertrag am Wochenende. Sportlich und finanziell (Prämien).«

Zum Teil sind sich die Trainer des Problems bewusst, zum Teil wird aber auch konsequent Leistung und Härte gefordert, heißt es in der zugehörigen Fernsehreportage. Correctiv und die ARD gaben die Umfrage-Ergebnisse auch DFB-Präsident Fritz Keller vor laufender Kamera zu lesen. Dieser reagierte betroffen – und verspricht mehr Aufklärungsarbeit. Apotheker kamen in der Dokumentation übrigens nicht zu Wort. Der Bericht gibt jedoch Anlass, gerade bei jungen Männern die Schmerzmittelabgabe zu hinterfragen.

Auch der Leitfaden der Bundesapothekerkammer zum Arzneimittelmissbrauch verweist auf den weit verbreiteten Analgetika-Konsum im Spitzen- und Freizeitsport, vor allem bei Ausdauersportarten. Darin heißt es: »Eine NSAR-Einnahme erfüllt zwar nicht die Legaldefinition des Dopings, Gesundheitsschäden durch den missbräuchlichen Analgetika-/ NSAR-Konsum (darunter gastrointestinale Blutungen, Nierenschäden) sind allerdings zu erwarten.«

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