Pharmazeutische Zeitung online
Amateur-Fußball

Gefährliches Spiel mit Analgetika

Das Recherchezentrum Correctiv hat 1142 Fußballer, größtenteils Amateure, befragt, wie sie mit Schmerzmitteln umgehen. Das Ergebnis ist alarmierend.
Daniela Hüttemann
10.06.2020  11:04 Uhr

Correctiv und die ARD-Doping-Redaktion haben ein Jahr lang umfangreich zum Thema Schmerzmittelmissbrauch im Fußball recherchiert. Teil dieser Arbeit, die unter dem Hashtag #pillenkick läuft, ist eine Online-Umfrage, an der sich von Dezember 2019 bis März 2020 1142 Fußballer (94,6 Prozent männlich) beteiligt haben. Davon stuften sich 96 Prozent als Amateur ein. 2,5 Prozent spielen in der Regionalliga, 1,0 Prozent bezeichneten sich als Profi.

Vier von fünf gaben an, während ihrer Spielzeit Schmerzmittel eingenommen zu haben. Mehr als jeder Dritte (35,2 Prozent) tat dies mehrmals pro Saison, 6,6 Prozent mindestens einmal pro Monat und 5,3 Prozent mindestens einmal pro Woche. 7,2 Prozent nehmen vor jedem Spiel Analgetika und 1,9 Prozent sogar vor jedem Training. Am beliebtesten mit 52,3 Prozent ist dabei Ibuprofen, gefolgt von Diclofenac (23,3 Prozent) und ASS (14,6 Prozent). Andere Schmerzmittel spielen eine untergeordnete Rolle. Drei von vier Spielern gaben an, schon Ibuprofen vor dem Fußball eingenommen zu haben, jeder Dritte hat es mit Diclofenac probiert. 

Als Grund wurde am häufigsten angegeben, dass Schmerzen einer Verletzung gelindert werden sollten (56,7 Prozent). 23,6 Prozent wollten ihre Belastbarkeit nach einer Krankheit oder Verletzung erhöhen. 13,1 Prozent nehmen Analgetika, »um den Kopf frei zu haben und sich sicher zu fühlen« – also sogar prophylaktisch, obwohl sie nicht einmal Schmerzen haben, sondern aus Angst davor. 4,9 Prozent wollen mit Schmerzmitteln ihre Leistung steigern. 1,8 Prozent nehmen Schmerzmittel als Routine ein.

Zwei Drittel schieben dabei den Gedanken an Nebenwirkungen zur Seite. Dabei haben einige aber durchaus unerwünschte Wirkungen zu spüren bekommen. Mit Abstand am meisten genannt wurden die Verschleppung oder Verschlimmerung von Verletzungen sowie Langzeitschäden, zum Beispiel an den Knien, am Rücken, den Adduktoren oder Knöcheln. 25 berichten von Magenproblemen, vier von Leber- und Nierenschäden und elf von Abhängigkeit und Suchtentwicklung. Dass die Einnahme von NSAR gerade vor dem Sport auch das Herz schädigen kann, wusste nur rund die Hälfte der Teilnehmer.

Schonen scheint keine Option zu sein

Ein Teilnehmer schrieb:  »Ich bin 26 Jahre alt und habe über mehrere Monate viele Schmerzmittel genommen. Die Quittung war, dass ich chronische Knieprobleme habe. Ich habe mir Ibus reingeballert, sodass ich spielen konnte. Am Ende konnte ich nicht mehr 20 Minuten im Auto sitzen, ohne Schmerzen zu haben. Schmerzmittel sind eine Sucht wie Alkohol und Drogen.«

Andere berichten, dass Mannschaftkollegen Ibuprofen wie Smarties einnehmen oder auch verteilen. Ein weiterer Teilnehmer schreibt:  »Ich schätze 25 Prozent aller Spieler haben vor Wettkampfpartien Schmerzmittel genommen. Ibuprofen oder Diclofenac. Im Training selten. Viele Spieler wollten

unbedingt spielen und mit leichten Blessuren (Zerrungen, Prellung, Hämathomen, Gelenkschmerzen...) nicht riskieren, aus der Startelf zu fliegen. Bei vier bis fünf Trainingseinheiten und Aufwand, den man pro Woche betreibt, will jeder auch den Ertrag am Wochenende. Sportlich und finanziell (Prämien).«

Zum Teil sind sich die Trainer des Problems bewusst, zum Teil wird aber auch konsequent Leistung und Härte gefordert, heißt es in der zugehörigen Fernsehreportage. Correctiv und die ARD gaben die Umfrage-Ergebnisse auch DFB-Präsident Fritz Keller vor laufender Kamera zu lesen. Dieser reagierte betroffen – und verspricht mehr Aufklärungsarbeit. Apotheker kamen in der Dokumentation übrigens nicht zu Wort. Der Bericht gibt jedoch Anlass, gerade bei jungen Männern die Schmerzmittelabgabe zu hinterfragen.

Auch der Leitfaden der Bundesapothekerkammer zum Arzneimittelmissbrauch verweist auf den weit verbreiteten Analgetika-Konsum im Spitzen- und Freizeitsport, vor allem bei Ausdauersportarten. Darin heißt es: »Eine NSAR-Einnahme erfüllt zwar nicht die Legaldefinition des Dopings, Gesundheitsschäden durch den missbräuchlichen Analgetika-/ NSAR-Konsum (darunter gastrointestinale Blutungen, Nierenschäden) sind allerdings zu erwarten.«

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa