Folgenreiche Atemaussetzer |
Infolge der Obstruktion kommt es zu Atemaussetzern, die per Definition mindestens fünf Mal innerhalb einer Stunde auftreten und zehn Sekunden bis zu einer Minute andauern. Dadurch sinkt der Sauerstoffgehalt im Blut (Hypoxämie) und gleichzeitig nimmt die Kohlendioxidkonzentration zu (Hyperkapnie). Das Atemzentrum reagiert hierauf mit verstärkten Atembemühungen. Stresshormone wie Adrenalin und Kortisol werden ausgeschüttet; Blutdruck, Herzfrequenz sowie Muskeltonus steigen. Letzteres bewirkt eine teilweise Öffnung des Atemtrakts, worauf die Betroffenen – meist ohne es zu merken – aufwachen und mit einer tiefen Einatmung und lautem Schnarchen reagieren. Diese Aufwachreaktionen (Arousals) unterbrechen die Tiefschlafphase, was zu einem veränderten Schlafprofil sowie Tagesschläfrigkeit und Konzentrationsproblemen führt (3).
Eine obstruktive Schlafapnoe wird unter anderem mithilfe des Apnoe-Hypnoe-Indexes (AHI) diagnostiziert. Dieser gibt zudem einen Hinweis auf die Schwere der Erkrankung und wird auch zur Therapiekontrolle herangezogen. Für den AHI wird im Schlaflabor die Zahl der Apnoen und Hypopnoen pro Stunde Schlaf ermittelt. Bei einem leichtgradigen OSAS liegt der AHI zwischen 5 und unter 15/Stunde, bei einem mittelgradigen zwischen 15 und unter 30/Stunde und bei einem schweren beträgt er 30/Stunde und mehr (2, 3).
Laut Wisconsin Sleep Cohort Study von 1993 leiden etwa 4 Prozent der Männer und 2 Prozent der Frauen zwischen 30 und 60 Jahren an einem klinisch relevanten OSAS mit 5 oder mehr Apnoen/Hypopnoen pro Stunde. 20 Jahre später wurde die Studie erneut aufgelegt. Hier gaben 13 Prozent der Männer und 6 Prozent der Frauen zwischen 30 und 70 Jahren Atemaussetzer in der Nacht (AHI ≥ 15/Stunde) an. Eine neuere Studie aus dem Jahr 2018 ermittelte sogar eine weltweite Prävalenz zwischen 24 und 26 Prozent (Männer) sowie 17 und 28 Prozent (Frauen) (4, 5).
Wie die Untersuchung 2018 zudem zeigte, tritt ein OSAS im höheren Alter häufiger auf (5): Während im Alter von 30 bis 49 Jahren 10 Prozent der Männer und 3 Prozent der Frauen betroffen sind, lag die Prävalenz bei den 50- bis 70-Jährigen bei 17 Prozent (Männer) und 9 Prozent (Frauen).
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Das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom (OSAS) betrifft nicht nur »dicke« Männer, sondern auch normalgewichtige junge Männer und Frauen. Neben dem Leitsymptom »vermehrte Tagesschläfrigkeit« (siehe auch Titelbeitrag in PZ 48/2023) können sich unspezifische Symptome wie Reizbarkeit, Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, Nykturie, Nachtschweiß sowie Potenzprobleme zeigen. Bei Frauen stehen oftmals die atypische Symptomatik von Ein- und Durchschlafproblemen sowie depressive Verstimmungen im Vordergrund. Schwere Atempausen und Schnarchen sind bei ihnen seltener (4, 10).
Bei Kindern und Jugendlichen kann eine nächtliche Unruhe, Schwitzen, Enuresis (Bettnässen) und behinderte Nasen- oder Mundatmung am Tag auf ein Schlafapnoe-Syndrom hinweisen. Schnarchen kann auftreten, muss aber nicht. Auch die Tagesschläfrigkeit ist bei Kindern eher selten. Häufiger sind Konzentrationsprobleme, Kopfschmerzen, Unruhe oder Hyperaktivität.
Menschen mit Hypoventilationssyndromen klagen in der Erkrankungsfrühphase oft über leichte Atemnot bei körperlicher Belastung. Später machen sich diese Syndrome häufig durch unspezifische Symptome wie Tagesschläfrigkeit. Kopfschmerzen, Konzentrationsschwäche sowie Ein- und Durchschlafstörungen bemerkbar. Es werden aber auch Angststörungen, depressive Verstimmungen sowie eine zunehmende eingeschränkte Mobilität und Erschöpftheit beschrieben (1, 9).