Folgen für die Wirkstoffresorption |
Die Resorption von Nahrungsbestandteilen, aber auch von Arzneistoffen wird negativ beeinflusst, wenn die gastrointestinale Transitzeit sinkt. Durch gesteigerte Motilität des Magen-Darm-Trakts und vermehrte Bildung von Abbauprodukten aktivierter Laktobazillen kommt es nach gastrointestinalen Resektionen häufig zu Durchfällen. Dagegen können Loperamid und Opiumtinktur therapeutisch eingesetzt werden.
Bei mangelnder Resorption der Gallensäuren lässt sich Colestyramin addieren. Ferner können auch Säure reduzierende Wirkstoffe wie H2-Blocker oder Protonenpumpeninhibitoren günstig auf die erhöhte Stuhlfrequenz wirken. Octreotid, das mit dem körpereigenen Somatostatin verwandt ist, vermindert ebenfalls die Sekretion von Magen- und Dünndarmsäften und erhöht die Absorption von Wasser und Salzen.
Mit diesen pharmakologischen Maßnahmen kann die Verweildauer im Gastrointestinaltrakt so weit erhöht werden, dass auch die Resorption von Arzneistoffen positiv beeinflusst wird. Für Loperamid ist eine adäquate klinische Wirksamkeit trotz anatomischer Veränderungen des Magen-Darm-Trakts nachgewiesen.
Zusätzlich ist seit 2014 der Arzneistoff Teduglutid zur Behandlung des Kurzdarmsyndroms bei Erwachsenen zugelassen. Teduglutid ist ein GLP-2-Analogon und wirkt genauso wie das natürliche Hormon, nur mit längerer Halbwertszeit. Das natürliche Glucagon-like Peptid 2 (GLP-2) erhöht den intestinalen und portalen Blutfluss, hemmt die Magensäuresekretion und dämpft die Darmaktivität. Teduglutid fördert die Wiederherstellung der Darmschleimhaut, steigert die Kryptentiefe der Darmmukosa und verbessert damit die Aufnahme von Nährstoffen und Flüssigkeiten aus dem Darm.
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Eine 76-jährige Patientin leidet an einem schnell wachsenden Pankreaskopfkarzinom, metastasiert ins Peritoneum. Die orale Nahrungsaufnahme ist nicht mehr möglich, da am Magenausgang eine inoperable Stenose vorliegt. Zum Ablaufen der Magensäfte wird eine Magenablaufsonde gelegt, die es ihr außerdem ermöglicht, Flüssigkeiten in kleinen Portionen zu trinken. Sie ist seit 23 Jahren stabil auf Haloperidol bei Schizophrenie eingestellt. Da sie Angst vor akuten psychotischen Schüben in der letzten Lebensphase hat, soll Haloperidol als Dauertherapie beibehalten werden.
Die mitbehandelnde Psychoonkologin fragt in der Klinikapotheke an, welche Optionen für die Weiterführung der Haloperidol-Therapie zur Verfügung stehen. Die Apothekerin schlägt nach einer Literaturrecherche die Umstellung auf die Depotform oder eine tägliche Subkutan-Infusion vor, da die Zeit bis zum Resorptionsmaximum für perorales Haloperidol mit bis zu sechs Stunden angegeben wird. Es ist daher unwahrscheinlich, dass das Antipsychotikum während der kurzen Verweildauer im Magen, selbst bei vorübergehendem Abklemmen der Sonde, adäquat resorbiert wird.
Da die Patientin weiter psychisch stabil ist, erfolgt zunächst eine Serumspiegelkontrolle von Haloperidol unter der oralen Gabe. Hier zeigt sich ein im Vergleich zu Vorwerten extrem niedriger Wert. Die Therapie wird auf das injizierbare Monatsdepot umgestellt, das wieder zu wirksamen Serumspiegeln führt.