Fokus auf anhaltenden Husten |
Brigitte M. Gensthaler |
27.03.2019 14:00 Uhr |
Bei anhaltendem Husten oder Warnzeichen wie Atemnot oder Brustschmerzen ist eine ärztliche Untersuchung angesagt. / Foto: Fotolia/Jean-Paul Chassenet
Die in der Fachzeitschrift »Pneumologie« veröffentlichte S2k-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) erläutert, welche Maßnahmen wann sinnvoll sind. Ein besonderes Augenmerk legen die Experten auf mögliche Ursachen, die mit der üblichen Diagnostik nicht entdeckt werden.
Ein akuter Husten dauert laut Definition maximal zwei Wochen. Die Ursache ist ein meist viraler Infekt der oberen und/oder unteren Atemwege. Nur bei Alarmzeichen wie Atemnot, Bluthusten, Thoraxschmerz oder hohem Fieber ist eine weitergehende ärztliche Untersuchung nötig. Ansonsten können OTC-Medikamente und Hausmittel wie Gurgellösungen, Lutschtabletten, Honig und Hustenbonbons die Symptome lindern. Eine antibiotische Therapie ist in der Regel nicht angezeigt. Bei belastendem akutem, trockenem Reizhusten sollte laut Leitlinie Dextromethorphan für etwa sieben Tage verordnet werden.
Halten die Symptome über zwei bis sechs Wochen an, sprechen Ärzte von einem subakuten Husten. Häufigster Grund sind auch hier vorangegangene virale Infekte. »Schuld sind oft hartnäckige Adenoviren, seltener auch bakterielle Erkrankungen wie Keuchhusten«, erklärt Dr. Peter Kardos, Internist und Erstautor der neuen Leitlinie, in einer Meldung des Thieme-Verlags. An Pertussis leiden heute vermehrt Jugendliche und Erwachsene, weil der Impfschutz nachlässt. Aber auch eine akute Verschlechterung (Exazerbation) von Bronchitis oder Asthma könne wochenlang anhaltenden Husten auslösen. Dieser könne sogar das einzige Symptom einer asthmatischen Erkrankung sein. Bei diesem sogenannten Husten als Asthma-Äquivalent spricht der Patient gut auf Asthma-Medikamente an.
Wenn ein Husten länger als acht Wochen anhält, raten die Experten zur diagnostischen Spurensuche. So können Rachen- und Kehlkopfentzündungen, Bronchialerkrankungen wie Asthma, chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) und Bronchiektasien, aber auch Lungenfibrose oder -tumoren erkannt und behandelt werden. Vor einer symptomatischen Therapie eines chronischen Hustens müsse immer eine Ursachenabklärung stehen, fordern die Lungenfachärzte.
Die Leitlinienautoren weisen explizit auf extrapulmonale Ursachen eines Dauerhustens hin. Verschiedene Erkrankungen könnten den Hustenreflex empfindlicher machen. »Dazu zählen chronische Infektionen im Nasen-Rachen-Raum wie eine Nebenhöhlenentzündung«, erläutert Kardos. Ein weiterer Trigger für chronischen Husten sei Sodbrennen: Der aufsteigende Magensaft reizt Rachen und Atemwege.
Ein kleines Kapitel ist Medikamenten als Hustenauslöser gewidmet, allen voran die ACE-Hemmer. Bei Husten unter ACE-Hemmer-Einnahme empfiehlt die Leitlinie immer einen Auslassversuch vor Beginn der weiteren Diagnostik – auch wenn der Husten andere Gründe haben könnte. Weitere potenzielle Hustenauslöser sind zum Beispiel Amiodaron, Betablocker (bei Asthma-Husten), Immunsuppressiva und Tumormedikamente wie Mycophenolatmofetil, Methotrexat, Bleomycin, Mitomycin C, Busulfan und Checkpoint-Inhibitoren. Aber auch Gliptine, systemische Sekretolytika, Fentanyl und Interferone können Husten als unerwünschte Wirkung haben. Viele Inhalativa, darunter auch Corticosteroide, können ebenfalls Hustenreiz auslösen.