Fluorchinolone und die Herzklappen |
Bei einer Herzklappeninsuffizienz fließt Blut zurück in die falsche Richtung. Dauerhaft kann es zu einer Überlastung des Herzens kommen. / Foto: Getty Images/SomkiatFakmee
Demnach hat eine epidemiologische Studie gezeigt, dass Patienten unter einer systemischen Fluorchinolon-Therapie ein etwa zweifach erhöhtes Risiko für eine Mitral- und Aortenklappen-Regurgitation haben im Vergleich zu Patienten, die andere Antibiotika (Amoxicillin oder Azithromycin) einnehmen.
Bei einer Regurgitation oder auch Insuffizienz der Aortenklappe fließt jedes Mal, wenn sich die linke Herzkammer entspannt, etwas Blut zurück aus der Aorta in die Herzkammer. Damit steigen Blutdruck und Blutvolumen dort, die Arbeitslast des Herzens erhöht sich. Die Klappeninsuffizienz verursacht anfangs oft keine wahrnehmbaren Beschwerden, es kann aber eine Herzinsuffizienz daraus entstehen.
Ursache einer Klappeninsuffizienz können etwa bakterielle Infektionen sein. Nun gibt es Hinweise darauf, dass die Entstehung einer Herzklappen-Insuffizienz auch im Zusammenhang mit einem Fluorchinolon-assoziierten Abbau des Bindegewebes im Herzen stehen könnte. Bei Patienten mit einem Risiko für eine Herzklappen-Insuffizienz sollten systemisch und inhalativ angewendete Fluorchinolone daher nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung unter Berücksichtigung anderer Therapieoptionen erfolgen, heißt es im Rote-Hand-Brief. Zu diesen Risikofaktoren gehören ein angeborener oder vorbestehender Herzklappenfehler, Bindegewebserkrankungen wie das Marfan-Syndrom oder Ehlers-Danlos-Syndrom, das Turner-Syndrom, Morbus Behçet, Hypertonie, rheumatoide Arthritis und infektiöse Endokarditis.
»Raten Sie Ihren Patienten im Falle von akuter Atemnot, neu auftretendem Herzklopfen oder der Entwicklung von Ödemen am Bauchraum oder in den unteren Extremitäten unverzüglich ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen«, heißt es im neuen Rote-Hand-Brief. Die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) bittet Apotheker, Patienten angemessen zu informieren und Verdachtsfälle von Arzneimittelrisiken im Zusammenhang mit der Therapie mit Fluorchinolonen unter www.arzneimittelkommission.de zu melden.
Zugelassen in Deutschland sind folgende Fluorchinolone: Ciprofloxacin, Levofloxacin, Moxifloxacin, Norfloxacin, Ofloxacin und Delafloxacin. Die Breitbandantibiotika gelten auch aufgrund ihrer zahlreichen Nebenwirkungen als Reserve. Vor keiner anderen Antibiotika-Gruppe wurde in den vergangenen Jahren so häufig gewarnt wie vor den Fluorchinolonen. Für die Therapie vieler Infektionskrankheiten sind sie jedoch unverzichtbar.