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Geschwollene Lymphknoten schrumpfen auf die normale Größe, wenn die Ursachen behandelt sind und abklingen. Das Apothekenpersonal sollte zum Arztbesuch raten, wenn Lymphknoten rot, warm und schmerzempfindlich sind, weiter anschwellen, sich hart anfühlen und nicht frei beweglich sind. Dies gilt auch bei Begleitsymptomen wie Fieber, Nachtschweiß oder unerklärlicher Gewichtsabnahme. Eine Biopsie ist indiziert, wenn die abnormale Schwellung eines Lymphknotens nach vier Wochen nicht abgeklungen ist.
Lymphknoten können über einige Monate bis Jahre ohne weitere Beschwerden geschwollen bleiben. Ursache hierfür sind Infektionskrankheiten, zum Beispiel eine infektiöse Mononukleose (Pfeiffersches Drüsenfieber), die zu einer lang anhaltenden Gewebeverdichtung (Sklerosierung) führen.
Entzünden sich die Lymphknoten, so spricht man von einer Lymphadenitis; dies ist eine mögliche Begleiterscheinung einer Lymphadenopathie oder einer Lymphangitis.
Pathogene Erreger einer Infektion von Haut, Ohren, Nase oder Augen sowie der infektiösen Mononukleose, Zytomegalieviren und Streptokokken, Erreger von Tuberkulose oder Syphilis können einen oder mehrere Lymphknoten infizieren. Neben der Schwellung fühlen sich die Lymphknoten heiß und schmerzhaft an. Oft rötet sich die Haut über den Lymphknoten. Es kann Fieber hinzukommen oder ein Abszess, der operativ behandelt werden muss.
Bakterielle Infektionen erfordern eine antibiotische Therapie. Die Behandlung richtet sich nach dem Erreger. In der Apotheke kann man zu warmen feuchten Umschlägen raten, die die Schmerzen in den entzündeten Lymphknoten lindern.
Bei Störungen im Lymphabfluss oder den Lymphknoten verbleibt mehr Flüssigkeit im Gewebe und wird nicht mehr richtig abtransportiert: Ein Ödem entsteht. Abzugrenzen ist dieses Lymphödem von anderen Ödemen, bei denen sich bedingt durch verschiedene Erkrankungen (Herz-Kreislauf-, Lungen-, Stoffwechsel-, Nieren-, Venen- oder Lebererkrankungen) mehr Flüssigkeit im Interstitium sammelt. Es gibt Mischformen.
Ein akutes Lymphödem entsteht lokal durch eine Entzündung. Klingt diese ab, verschwindet das Lymphödem. Beim meist lebenslang bestehenden chronischen Lymphödem unterscheidet man das primäre vom sekundären (Tabelle).
Erkrankung und Manifestationsalter | Symptome | Ursachen |
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Primäres Lymphödem | ||
kongenitales LymphödemManifestation direkt nach der Geburt | verschiedene Lymphödeme, vor allem an den Extremitäten | hereditäres Lymphödem Typ I (Nonne-Milroy-Syndrom) oder sporadische Form (nicht erblich bedingt) |
Lymphödem praecox (juveniles Lymphödem)2. bis 35. Lebensjahr, Manifestation in der Pubertät | unkontrollierbare Verkrampfungen der Kiefer-, Mund-, Zungen- und AugenlidmuskulaturÖdeme an den Extremitäten, Minderwuchs, Übergewicht | hereditäres Lymphödem Typ II (Meige-Syndrom) odersporadische Form (nicht erblich bedingt) |
Lymphödem tardumBeginn nach dem35. Lebensjahr | Lymphödeme am ganzen Körper | zunehmend eingeschränkte Transportkapazität des Lymphsystems |
Sekundäres Lymphödem | ||
Phlebolymphödem | Ödem der unteren Extremitäten | chronisch venöse Insuffizienz |
Lymphstau durch maligne Erkrankungen | Ödem im TumorgebietÖdem im Arm, Achsel- oder Leistenbereich | Störungen des lymphatischen Gefäßsystems durch Verlegung oder Unterbrechung von LymphwegenLymphknotendissektion, zum Beispiel bei BrustkrebsStrahlentherapie |
lymphatische Filariose | Fieber, Lymphödem, Elefantiasis | Infektion durch einen Mückenstich mit einer von drei Arten von Filarioidea |
Adipositas | Adipositas-bedingtes Lymphödem | Kompression von Lymphgefäßen mit Flüssigkeitsstau |
Das seltenere primäre Lymphödem ist genetisch oder durch eine lymphatische Hypoplasie verursacht. Es kann sich bereits im Säuglingsalter oder später im Leben bemerkbar machen. Neben den Extremitäten können alle Organe betroffen sein.
Das sekundäre Lymphödem ist deutlich häufiger und Folge von gefäßbedingten Störungen des Lymphflusses. Es wird verursacht durch andere Erkrankungen (Übergewicht, Verletzungen) oder eine Tumortherapie (Operation, Bestrahlung). Das sogenannte Phlebödem, häufige Begleiterscheinung einer venösen Insuffizienz, ist kein »echtes« Lymphödem. Es liegt keine Transportstörung, sondern eine Überforderung des Lymphsystems durch zu viel Gewebsflüssigkeit vor.
Müssen bei einer Brustkrebsoperation auch Lymphknoten entfernt werden, leiden die Frauen danach häufig unter Lymphödemen des gleichseitigen Arms. / © Adobe Stock/LioTou
Klagt ein Patient über geschwollene Beine, sollte das Apothekenteam auf die deutlich bessere Effizienz einer Kompressionstherapie im Vergleich zu Venensalben hinweisen. Die Anspannung der Muskulatur unterstützt den Transport der Lymphflüssigkeit. Bewegungsmangel stört den Transportfluss und erhöht daher das Risiko eines Staus im Lymphgewebe mit Bildung eines Lymphödems. Übergewicht verursacht ebenfalls einen Stau der Lymphflüssigkeit, da durch das vermehrte Fettgewebe die Lymphgefäße nicht frei zugänglich sind.
Typisch ist eine progredient, meist einseitig verlaufende Ödembildung vorwiegend in den Extremitäten, in deren Verlauf es zur Fibrosierung und Sklerosierung des Gewebes kommt. Weitere Symptome sind ein unbehagliches Schweregefühl und Schmerzen. Das Lymphödem wird in vier Schweregrade eingeteilt:
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Merkmal eines Lipödems ist eine Störung der Fettverteilung, die sich individuell unterschiedlich äußert. Die symmetrische Vermehrung des Unterhautfettgewebes kann sich am Oberschenkel (Reiterhosen), am gesamten Bein (Säulenhosen) oder von den Hüften bis zu den Sprunggelenken (Suavenhose) zeigen, seltener an den Armen. Rumpf und Kopf bleiben verschont. Betroffen sind überwiegend Frauen nach einer hormonellen Umstellung (Pubertät, Schwangerschaft).
Die Ursache eines Lipödems ist weitgehend unklar. Die genetische Disposition spielt eine Rolle, ungesunde Ernährung erhöht das Risiko. Pathologisch vermehrt sich die Zahl der Fettzellen im Unterhautfettgewebe. Umfang und Durchlässigkeit der Zellen nehmen zu und Flüssigkeit tritt aus: Ödeme sind die Folge. Weitere Symptome sind Spannungsgefühl, Neigung zu Hämatomen, Berührungsempfindlichkeit und Schmerzen.
Bleibt das Körpergewicht im Normalbereich, verschieben sich die Proportionen: ein schlanker Oberkörper und eine umfangreiche untere Körperhälfte. Dies führt zu erheblichen psychischen Belastungen. Die symptomfreie Vermehrung von Unterhautfettgewebe an den Beinen wird als Lipohypertrophie bezeichnet und gilt als Vorstufe eines Lipödems. Viele Frauen versuchen vergeblich, mit Diät und Sport die Fettvermehrung zu stoppen. Das Apothekenpersonal sollte zum Arztbesuch raten, denn die frühzeitige Therapie verlangsamt das Voranschreiten. Die Einteilung erfolgt in drei Stadien:
Das Lipödem verursacht selbst kein Lymphödem. Kommen zusätzliche Belastungen wie Übergewicht oder venöse Insuffizienz hinzu, kann sich ein sekundäres Lymphödem bilden.
Da ein Lipödem nicht geheilt werden kann, ist das oberste Therapieziel, ein Voranschreiten zu verhindern und die Symptome zu lindern. Mittel der Wahl ist die Kompressionstherapie; ist das Lymphsystem mitbetroffen, auch die manuelle Lymphdrainage. Empfehlenswert sind eine gesunde Ernährung, Normalgewicht und viel Bewegung, bevorzugt im Wasser. Operativ werden mit verschiedenen Techniken Fettzellen vom Gewebe gelöst und anschließend endoskopisch abgesaugt.