Filternetz und Polizei des Körpers |
Das Lymphsystem ist ein wichtiger Bestandteil des Immunsystems und unterstützt die Entgiftung des Körpers. Flüssigkeit aus dem Interstitium wird mit Proteinen und Elektrolyten ins Lymphsystem transportiert, gelangt ins Venensystem und erneut in den Blutkreislauf. So stabilisiert sich die Flüssigkeitsbalance des Körpers. Bei Störungen verbleibt Wasser im Gewebe.
Täglich bilden sich etwa zwei bis drei Liter Lymphflüssigkeit. Bei der Fettverdauung entstehen im Darm Chylomikronen, die einen Großteil der Fette und fettlöslichen Vitamine über die Lymphe in den Blutkreislauf und zu den Körperzellen transportieren. Mit ihrem Gehalt an Fibrinogen und Gerinnungsfaktoren ist Lymphe gerinnungsfähig.
Das Zentralnervensystem ist nicht an das Lymphsystem des Körpers angeschlossen. 2013 wurde das vor allem im Schlaf aktive glymphatische System im Gehirn entdeckt. Es umspült mit feinen Kanälchen die Gliazellen im ZNS und dient der Entsorgung zellulärer Abfallstoffe.
Die akute Lymphangitis (Entzündung von Lymphgefäßen) wird verursacht durch verschiedene Erreger und Noxen wie Pilze, Bakterien (Streptokokken, Staphylokokken), Parasiten (Filarien, Erreger der Elefantiasis), Insektentoxine, Schlangengift oder Chemotherapeutika. Eintrittspforte können Hautrisse, Insektenstiche, Injektions- oder Nagelverletzungen sein. Die betroffene Stelle wird heiß und schwillt an.
In diesem Fall liegt ein akutes Lymphödem vor. Die Schwellung entsteht, wenn sich im Gewebe mehr Flüssigkeit ansammelt als abtransportiert werden kann. Das Erythem und die Schwellung erreichen ihren Höhepunkt nach 48 Stunden, können eine Woche anhalten und sich über die gesamte Extremität ausbreiten. Das Apothekenpersonal kann zur Kühlung und zum Hochlagern der betroffenen Gliedmaße raten. Mit Abklingen der Entzündung geht auch die Gewebeschwellung zurück.
Durch kleine Hautrisse und Wunden können Infektionserreger eindringen, die eine Entzündung der Lymphgefäße auslösen können. / © Adobe Stock/Sentello
Mit kleineren Infektionen wird das Immunsystem nach kurzer Zeit fertig. Bei Komplikationen dagegen nimmt die Schwellung zu, die Stelle verfärbt sich und umgebende Lymphknoten sind vergrößert. Begleitsymptome können Fieber und Schüttelfrost sein. Innerhalb kurzer Zeit kann sich ein typischer, unscharf begrenzter, schmerzhafter roter Streifen entlang des Lymphgefäßes von der Wunde in Richtung der lokalen Lymphknoten entwickeln. Fälschlicherweise vermuten Laien oft eine Blutvergiftung, aber oft kann das Apothekenpersonal die Patienten beruhigen.
Zur Linderung können lokal oder systemisch Antihistaminika oder Antiphlogistika empfohlen werden. In leichteren Fällen helfen lokale Antiseptika wie Octenidin und Povidon-Jod. Eine Streptokokken-Infektion, die in ein Erysipel münden kann, wird antibiotisch mit Penicillin, Amoxicillin oder Ampicillin behandelt, die seltenere Staphylokokken-Infektion mit Penicillinase-festen Penicillinen, zum Beispiel Flucloxacillin, sowie Cephalosporinen der ersten Generation.
Wird eine ausgeprägtere Lymphangitis nicht behandelt, steigt das Risiko für eine Sepsis. Bedingt durch Schäden des Lymphsystems (operative Entfernung von Lymphgefäßen) oder infolge einer akuten Lymphangitis kann sich eine chronische Lymphgefäßentzündung entwickeln, die in ein chronisches Lymphödem münden kann.