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Der lokale Einsatz der Glucocorticoide in der Dermatologie begann mit der chemischen Synthese des Hydrocortisons, das dem physiologischen Cortisol entspricht und die Ausgangssubstanz für weitere dermatologisch verwendete Glucocorticoide bildet.
Körpereigne Glucocorticoide entfalten ihre (patho)physiologischen Wirkungen hauptsächlich über Glucocorticoid- oder Mineralocorticoidrezeptoren, wobei diese Rezeptoren überall im Cytoplasma vorkommen. Sie haben auf diese Weise Einfluss auf den Kohlenhydrat-, Protein- und Lipidstoffwechsel sowie auf das Nervensystem, das Blutbild, die Skelettmuskeln und die Knochen. Mittels (De)Aktivierung des Mineralocorticoidrezeptors wird die Natrium- und Kaliumretention und -ausscheidung reguliert (8).
Der immunsuppressiven und antiinflammatorischen Effekte lokal applizierter Glucocorticoide werden mit der Blockade der T-Zell-Aktivierungskaskade und Hemmung spezifischer Transkriptionsfaktoren erklärt, die die Wirkung verschiedener Entzündungsfaktoren, also zum Beispiel von Interleukinen, Zytokinen und Tumornekrosefaktoren, unterbinden (8). Durch ihre Effekte auf Granulozyten und Mastzellen vermindern sie die Histaminausschüttung und wirken so antiallergisch und juckreizstillend.
Durch Vasokonstriktion werden Wasseransammlungen und Bläschen bei entzündlichen Hauterkrankungen gemindert. Die antiproliferativen Effekte der Glucocorticoide werden in der Dermatologie auch zur Behandlung von Hautverdickungen und Narben genutzt. Sie können die Kollagen- und Glucosaminglykansynthese hemmen und damit die Hautneubildung unterdrücken (1, 9).
Mit der Entdeckung und medizinischen Anwendung der Corticoide Ende der 40er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts wurde auch die Entwicklung lokal zu applizierender Arzneistoffe dieser Gruppe vorangetrieben.
Generelles Ziel der Entwicklung effektiver topischer Glucocorticoide basierend auf der Ausgangssubstanz Hydrocortison war es, die für unerwünschte Wirkungen verantwortlichen mineralocorticoiden Effekte zurückzudrängen und die erwünschten und hier insbesondere antiinflammatorischen Effekte immer weiter zu verstärken.
Zur Gewährleistung der adäquaten Anwendung und zur Stärkung der Adhärenz ist die professionelle Beratung und Information in der Apotheke unumgänglich. / Foto: ABDA
Das gelang durch verschiedene Modifikationen am Steroidgerüst wie beispielsweise Halogenierungen mit Fluor oder Chlor an C6 und/oder C 21 wie bei Triamcinolonacetonid, Betamethason-17-valerat oder Clobetasolpropionat, Das führte gleichzeitig auch zu einer Erhöhung des mineralocorticoiden Effekts, der durch eine Methylierung, zum Beispiel an Position C16, wieder aufgehoben werden konnte.
Alleinige Halogenierungen an den Positionen C16 und C 21 oder auch das Einführen einer Doppelbindung zwischen C1 und C2 konnten die Rezeptoraffinität und damit die Wirkung steigern. Um die Lipophile zu erhöhen, werden die Positionen C17 und C21 wie bei Betamethason-17-valerat verestert (9). Auch doppelte Veresterungen an C17 und 21 wie bei Betamethason-17-21-propionat führen zu verbesserten antiinflammatorischen Wirkungen an der Haut.
Obwohl die topischen Glucocorticoide eine tragende Therapiesäule in der Dermatologie bilden, werden sie aufgrund ihrer Nebenwirkungen von vielen Menschen nach wie vor oft gefürchtet und auch gemieden. Durch die detaillierte Beratung und Information kann das Apothekenteam entscheidend zur Adhärenz und zum Therapieerfolg beitragen. Fest steht: Wird das topische Glucocorticoid bei richtiger Indikation in der richtigen Wirkstärke am richtigen Ort beim richtigen Patienten in der richtigen Dauer angewendet, sind unerwünschte Effekte äußerst selten.
Dörte Schröder-Dumke studierte Pharmazie an der Universität Hamburg. Seit 1996 arbeitet sie als angestellte Apothekerin in Hamburg und Schleswig-Holstein. Sie ist seit 2002 als Referentin für verschiedene Apothekerkammern sowie im begleitenden Unterricht für Pharmazeuten im Praktikum aktiv. Ihre Schwerpunktthemen sind neben Erkrankungen der Haut unter anderem Arzneimittel in Schwangerschaft und Stillzeit und Kindererkrankungen. Auch stehen im Fokus ihres Interesses die Herstellung und Anwendung von Rezeptur-Arzneimitteln sowie Hinweise zur und bei der Abgabe von Arzneimitteln in der Praxis. Schröder-Dumke ist Mitglied der Kammerversammlung und des Fortbildungsausschusses der Apothekerkammer Schleswig-Holstein.