EU kauft nur Bruchteil der Valneva-Vakzine |
Cornelia Dölger |
21.07.2022 15:30 Uhr |
Statt mit bis zu 60 Millionen Dosen soll Valneva die teilnehmenden EU-Mitgliedsstaaten jetzt nur noch mit 1,25 Millionen Dosen beliefern. / Foto: Adobe Stock/Bihlmayerfotografie
Dass die EU-Kommission grünes Licht für die Abnahme des Vakzins VLA2001 gegeben hat, dürfte bei Valneva einerseits für Erleichterung gesorgt haben; schließlich musste der österreichisch-französische Konzern länger darum bangen, ob Brüssel überhaupt mit im Boot bleibt: Nachdem sich die – inzwischen erfolgte – Marktzulassung für das Präparat verzögert hatte und die Impfstoffnachfrage gesunken war, hatte die Kommission im Mai angekündigt, den entsprechenden Vorab-Kaufvertrag zu kündigen. Darin waren bis zu 60 Millionen Dosen vorgesehen, etwa 27 Millionen davon für das laufende Jahr.
Insofern muss Valneva mit der neuen Vereinbarung, die die EU-Kommission jetzt absegnete, große Abstriche machen: Mit 1,25 Millionen Dosen kauft die Kommission sehr viel weniger als ursprünglich vereinbart. Laut Mitteilung sollen erste Lieferungen an die teilnehmenden Länder Deutschland, Österreich, Dänemark, Finnland und Bulgarien in den kommenden Wochen erfolgen. Zudem besteht demnach eine Option für den Kauf von weiteren 1,25 Millionen Dosen vor Ende des Jahres.
Für den Fall, dass die Nachfrage darüber hinaus noch steigt, will Valneva weitere Bestände zurückhalten. Parallel sollen etwa acht bis zehn Millionen Dosen der verbleibenden Bestände in internationalen Märkten angeboten werden. Da erwartet werde, dass die Haltbarkeit von VLA2001 bis zu 24 Monate betragen könnte (entsprechende Stabilitätstest laufen noch), sei der Plan, diese Dosen in den nächsten sechs bis zwölf Monaten auszuliefern, schreibt das Unternehmen.
Das drastisch eingedampfte Bestellvolumen wirkt sich elementar auf das gesamte Covid-19-Programm des Herstellers aus. Er teilte mit, dass die weitere Entwicklung der Impfstoffe davon abhänge, ob neue potenzielle Kunden gefunden und entsprechende Finanzierungen »im Laufe des Sommers« gesichert werden könnten. Dazu führe Valneva weiterhin Gespräche »mit verschiedenen anderen Ländern auf der ganzen Welt«.
Valneva-Chef Thomas Lingelbach betonte in der Mitteilung, nach seinem Ermessen werde das geringe Auftragsvolumen dem Interesse der Bürgerinnen und Bürger an einem traditionelleren Impfstoff zwar nicht gerecht. »Trotzdem haben wir beschlossen, dieser Abänderung zuzustimmen, um den Europäern, die darauf gewartet haben, unseren Impfstoff zur Verfügung zu stellen«. Jüngste Umfragen aus mehreren EU-Mitgliedsstaaten deuteten darauf hin, »dass die Bereitstellung unseres inaktivierten Impfstoffs in Europa die Durchimpfungsraten erhöhen und einen bedeutenden Einfluss auf die öffentliche Gesundheit haben könnte«, so der Valneva-Chef.
VLA2001 ist ein klassischer inaktivierter Ganzvirus-Impfstoff. Er enthält neben abgetöteten SARS-CoV-2-Viren zwei Adjuvanzien und soll zur Grundimmunisierung von 18- bis 50-Jährigen eingesetzt werden. Für die EU ist es der sechste zugelassene Covid-19-Impfstoff.
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