EU-Apotheker fordern mehr Geld für Landapotheken |
Jennifer Evans |
08.07.2022 11:00 Uhr |
Apotheken sind für die Landbevölkerung oft die einzige Anlaufstelle, wenn es um Gesundheitsfragen geht. Insbesondere bei der Beratung älterer Menschen zu Arzneimitteln oder zu neuen digitalen Anwendungen wollen sich die EU-Apotheker künftig stärker einbringen. / Foto: ABDA
Fast ein Drittel der Europäer lebt in ländlichen und abgelegenen Gemeinden. Dort also, wo der Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen schwer ist. Denn: Die Infrastruktur fehlt, die Fachkräfte sind rar, die medizinische Ausrüstung oft weniger modern und etwaige Dienstleistungen nicht erschwinglich oder nicht verfügbar. Mit ihrem weitverzweigten Netz könnten die öffentlichen Apotheken auf dem Land in den Augen der PGEU diese Versorgungslücke schließen – sofern die Politik sie dabei unterstützt.
Was von staatlicher Seite dafür nötig ist, damit die Offizinen künftig diese Schlüsselrolle wahrnehmen können, beschreibt der Zusammenschluss der europäischen Apotheker in einem kürzlich veröffentlichten Positionspapier. Demnach sind die Apotheken ein »wichtiger politischer Hebel« für die EU-Mitgliedstaaten, um die künftigen Herausforderungen der Gesundheitsversorgung zu bewältigen. So könnten sie etwa die Erschwinglichkeit und den leichten Zugang zu Gesundheitsdienstleitungen und digitalen Gesundheitstools sicherstellen und dabei gleichzeitig die steuerliche und finanzielle Nachhaltigkeit der europäischen Gesundheitssysteme wahren. Insbesondere der Gewinn für ländliche Regionen und ältere Menschen sei enorm, heißt es.
Während der Covid-19-Pandemie hatten bereits einige EU-Staaten finanziell schlechter aufgestellte Vor-Ort-Apotheken unterstützt. Die PGEU empfiehlt daher nun allen nationalen Regierungen, ihre öffentlichen Apotheken angemessen zu vergüten, insbesondere in ländlichen Gebieten. Das könnten steuerliche Anreize sein wie etwa in Estland, Finnland, Italien und Ungarn geschehen, wo für Apotheken Steuersätze gesenkt, Gelder erstattet oder es gar Befreiungen gab.
Aber auch wirtschaftliche Benefits hält die PGEU für einen guten Weg. So lösten es während der Coronavirus-Krise beispielsweise Staaten wie Dänemark, Frankreich, Deutschland, Italien, Schottland, Spanien, Schweden und Zypern. Dort flossen zusätzliche Gelder an die Apotheken, es entstanden neue Programme zur finanziellen Unterstützung des Berufsstands oder es gab Ortszulagen für Offizinen mit geringem Umsatz.
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