Erste zugelassene Krebsimmuntherapie |
Sven Siebenand |
04.11.2020 10:59 Uhr |
Das hepatozelluläre Karzinom wird oft erst im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert. Nun ist erstmals auch die Krebsimmuntherapie für diese Indikation zugelassen worden – in Kombination mit Bevacizumab. / Foto: Adobe Stock/SciePro
Das hepatozelluläre Karzinoms (HCC) gehört mit rund 8000 Todesfällen pro Jahr zu den zehn häufigsten krebsbedingten Todesursachen in Deutschland. Aufgrund einer initial asymptomatischen Entwicklung wird das HCC in bis zu 70 Prozent der Fälle erst im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert.
Basis für die Zulassung der Atezolizumab-Bevacizumab-Kombination durch die Europäische Kommission sind die Ergebnisse der Phase-III-Studie IMbrave150. Sie konnte einen statistisch signifikanten und klinisch relevanten Vorteil für HCC-Patienten in der systemischen Therapie mit dem PD-L1-Inhibitor Atezolizumab und dem Angiogenesehemmer Bevacizumab gegenüber Sorafenib in der Erstlinientherapie nachweisen. In mehr als zehn Phase-III-Studien mit anderen untersuchten Wirkstoffen oder Kombinationen und jeweils Sorafenib im Kontrollarm war es laut Hersteller Roche Pharma zuvor nicht gelungen, einen signifikanten Überlebensvorteil zu zeigen. In IMbrave150 war das Mortalitätsrisiko bei HCC-Patienten, die die Kombinationstherapie aus Atezolizumab und Bevacizumab erhalten hatten, gegenüber der Behandlung mit Sorafenib um 42 Prozent reduziert. Patienten mit der Kombitherapie profitieren zudem von einer signifikanten Reduktion des Progressionsrisikos um 41 Prozent gegenüber der Behandlung mit dem Kinasehemmer.
Warum einen Checkpoint-Inhibitor mit Bevacizumab kombinieren? »Bei der Kombination mit Tecentriq und Avastin wird das Tumormikromilieu durch die Angiogenesehemmung immunmodulatorisch positiv beeinflusst und so der Immuneffekt der PD-L1-Inhibiton verstärkt«, informiert Professor Dr. Peter R. Galle von der Universitätsmedizin Mainz in einer Pressemitteilung von Roche über die Rationale hinter der Wirkstoffkombination.
»Die Daten zur Lebensqualität sind im Vergleich zu Sorafenib überzeugend besser«, so Privatdozent Dr. Carsten Ziske von den GFO Kliniken Troisdorf, in Bezug auf die Daten zur Lebensqualität aus IMbrave150. Insgesamt sei das Nutzen-Risiko-Profil der Atezolizumab-Bevacizumab-Kombination klar positiv zu bewerten. »Mit der Zulassung ist diese Kombination aus meiner Sicht die derzeit bestmögliche Strategie für HCC-Patienten in fortgeschrittenem Stadium in der First-Line-Behandlung.«