Erste Gentherapie für AADC-Mangel |
Kerstin A. Gräfe |
02.09.2022 07:00 Uhr |
Nach der Behandlung wurde bei 24 von 28 Patienten eine Dyskinesie beobachtet, die durch eine erhöhte Empfindlichkeit von Patienten mit AADC-Mangel gegenüber Dopamin bedingt ist. Sie beginnt im Allgemeinen einen Monat nach der Verabreichung und klingt über mehrere Monate allmählich ab. Die Anwendung von Dopamin-Antagonisten wie Risperidon kann erwogen werden.
Mit Upstaza behandelte Patienten dürfen kein Blut, keine Organe, kein Gewebe und keine Zellen zur Transplantation spenden.
Zu Anwendung bei Schwangeren liegen keine Erfahrungen vor. Da Eladocagen exuparvovec nicht resorbiert wird, ist keine Wirkung auf gestillte Neugeborene/Säuglinge zu erwarten.
Die Zulassung basiert auf drei klinischen Studien (AADC-010, AADC-011, AADC-CU/1601) mit insgesamt 28 AADC-Patienten. Sie erreichten nach der Applikation im Verlauf von zwölf Monaten signifikante Verbesserungen der motorischen Fähigkeiten, eine Steigerung der kognitiven und sprachlichen Funktionen sowie eine deutliche Zunahme des Körpergewichts. Das Erreichen wesentlicher motorischer Meilensteine wurde über 24 Monate hinweg und bis zu 60 Monate fortgesetzt oder beibehalten.
Patienten, die Eladocagen exuparvovec in jüngerem Alter erhielten, zeigten ein schnelleres Ansprechen und scheinen ein höheres Endniveau zu erreichen. Biochemisch konnte eine gesteigerte endogene Dopaminproduktion nachgewiesen werden. Zu den sehr häufigen Nebenwirkungen zählen Pyrexie und Dyskinesie.
Upstaza ist gefroren und muss bei ≤ -65 ºC gelagert werden, bevor es zum Gebrauch zubereitet wird. Die Verabreichung sollte innerhalb von sechs Stunden nach Beginn des Auftauens erfolgen.
Das Gentherapeutikum Upstaza® ist als Sprunginnovation zu sehen. Es ist die erste und einzige zugelassene krankheitsmodifizierende Behandlung für Patienten mit AADC-Mangel. Diese Erkrankung ist zwar selten, aber mit einer sehr hohen Krankheitslast verbunden. Das Präparat ist unter außergewöhnlichen Umständen zugelassen. Die Europäische Arzneimittelagentur wird neue Daten also regelmäßig sichten. Bis dato sind die mit der Therapie erzielten Ergebnisse absolut überzeugend. Betroffene konnten motorische Fähigkeiten erlangen, die ohne die Therapie vermutlich niemals erreicht worden wären. Die Effekte hielten nun schon seit einigen Jahren an. Darüber hinaus verbesserten sich die kognitiven Fähigkeiten bei behandelten Patienten und Upstaza reduzierte auch Symptome, die potenziell lebensbedrohliche und krankhafte Komplikationen verursachen. Wie lange die Effekte anhalten und ob eine einmalige Gabe ausreicht, wird sich zeigen.
Sven Siebenand, Chefredakteur