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Gynäkologie

Erkrankungen im Wochenbett

Die physiologischen Prozesse im Wochenbett sind hochkomplex und viele Symptome wie Erschöpfung, Stimmungslabilität oder Blutungsstörungen lassen sich durch die Hormon- und Stoffwechselveränderungen erklären. Wie laufen die Rückbildungsprozesse ab und welche sind die häufigsten Krankheitsbilder im Wochenbett?
Ilsabe Behrens
12.06.2025  09:00 Uhr

Glucose- und Fettstoffwechsel verändern sich

Die Insulinsensitivität nimmt wieder zu, da die diabetogene Wirkung der Plazentahormone entfällt. Frauen mit Gestationsdiabetes haben nach wenigen Tagen postpartal wieder normale Blutzuckerwerte, jedoch ein erhöhtes Langzeitrisiko für einen Typ-2-Diabetes. Ihnen wird empfohlen, den Blutzucker über sechs bis zwölf Wochen postpartal zu kontrollieren. Eine Ernährungsberatung, die den Einfluss von Kohlenhydraten mit hohem glykämischen Index und Fetten zum Schwerpunkt hat, ist hilfreich.

Der Körper beginnt, Fettspeicher aus der Schwangerschaft zu mobilisieren. Vor allem bei voll stillenden Frauen schmelzen diese Fettspeicher schnell dahin (Kasten oben). Als Nahrungsergänzung kann die Apotheke ihnen eine Supplementierung mit Jod (100 bis 150 µg), Vitamin D, eventuell Eisen und DHA (Docosahexaensäure, Omega-3-Fettsäure) empfehlen.

Das Wochenbett ist mit einem deutlich erhöhten Risiko für venöse thromboembolische Ereignisse (VTE) assoziiert, da die postpartale Phase eine natürliche hyperkoagulable Phase ist. Dieses komplexe Thema sollte das Apothekenteam bei der Beratung im Hinterkopf haben.

Häufige Infektionen und Komplikationen

Das Wochenbett ist eine physiologisch vulnerable Phase, in der der Körper der Mutter neben der Rückbildung auch mit einer erhöhten Infektanfälligkeit konfrontiert ist. Insbesondere die noch offenen Wundflächen in der Gebärmutterhöhle, perineale oder abdominale Läsionen sowie das veränderte hormonelle und immunologische Milieu begünstigen die Entwicklung von Infektionen. Entzündungen der Gebärmutterschleimhaut, der Brustdrüsen oder der Harnwege plagen viele Frauen. Die Früherkennung möglicher Warnzeichen ist essenziell.

Die häufigste Infektion im Wochenbett ist die Endometritis puerperalis, eine Entzündung der Gebärmutterschleimhaut. Die Häufigkeit liegt bei vaginaler Entbindung bei 1 bis 3 Prozent und bei einem primären (geplanten) Kaiserschnitt bei 5 bis 15 Prozent. Durch einen vorzeitigen Blasensprung steigt das Risiko auf etwa 30 Prozent. Die Endometritis tritt typischerweise in den ersten zwei bis zehn Tagen postpartal auf und manifestiert sich mit Fieber über 38 °C, übelriechendem, eventuell reduziertem Wochenfluss, Unterbauchschmerzen oder Druckschmerz über dem Uterus, Tachykardie und einem allgemeinen Schwächegefühl.

Es handelt sich um eine Mischinfektion mit aufsteigenden bakteriellen Erregern, die aus der vaginalen Flora stammen. Verantwortlich sind β-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A, Escherichia coli, Staphylococcus aureus und Anaerobier. Eine sorgfältige körperliche Untersuchung sowie Blut- und Urinanalysen sind unerlässlich zur Diagnosestellung. Eine Ausbreitung in den Bauchraum muss vermieden werden.

Die Therapie erfolgt antibiotisch, in erster Linie mit Ampicillin plus Clavulansäure oder Clindamycin. Bei schweren Verläufen werden Metronidazol oder Gentamicin kombiniert (2).

Diese Antibiotika sind in der Regel stillverträglich: Je nach Dosierung ist aber eine individuelle Beratung zur Muttermilchkonzentration erforderlich (LactMed, Drugs and Lactation Database) oder Prüfung über das Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin.

Fieber und Schmerzen können in der Stillzeit mit Ibuprofen oder Paracetamol behandelt werden. Unterstützend wirken reichliche Flüssigkeitszufuhr und körperliche Schonung.

Die Mastitis puerperalis ist eine bakterielle Entzündung der Brustdrüse und die häufigste Komplikation während der Stillphase. Typische Symptome sind Rötung, Schwellung und Überwärmung eines Brustbereichs, Schmerzen beim Stillen, Fieber und allgemeines Krankheitsgefühl sowie eventuell tastbare Verhärtungen an der Brust.

Die häufigsten Erreger sind Staphylococcus aureus, seltener Streptococcus agalactiae, oder gramnegative Keime. Die Keime stammen aus dem Nasen-Rachen-Raum der Mutter, von Besuchern oder Pflegepersonal und werden durch engen Kontakt mit dem Neugeborenen in die Mundhöhle des Säuglings übertragen (Kasten). Sie gelangen durch das Saugen an die Mamille, über Fissuren oder Rhagaden weiter in das Brustdrüsengewebe und breiten aus. Ein Milchstau begünstigt die Ausweitung der Infektion (11).

Im Frühstadium der Mastitis wird das Weiterstillen unbedingt empfohlen und/oder die Milch abgepumpt. Dadurch wird ein Milchstau verhindert. Auch helfen sanfte Kühlung, zum Beispiel mit Quarkwickeln, häufiges Entleeren der Brust, bequemer BH und eine leichte Brustmassage (wenn verträglich). Tritt nach 24 bis 48 Stunden keine Besserung ein, sollte unbedingt die Abklärung beim Arzt erfolgen.

Bei Bedarf kann die Frau als Analgetikum Ibuprofen einnehmen. Die antibiotische Therapie erfolgt im fortgeschrittenen Stadium mit Flucloxacillin, Cefalexin oder Clindamycin; in dieser Zeit wird die (abgepumpte) Milch verworfen. Bei einer schweren Infektion muss mit Cabergolin abgestillt werden (2).

Durch die Hormonumstellung steigt postpartal die Urinausscheidung, denn viel Flüssigkeit kehrt aus dem peripheren Gewebe in den Intravasalraum zurück. Andererseits können mechanische Verletzungen durch die Geburt und Ödeme im Bereich der Harnröhre die Diurese stören, sodass es zum Harnstau kommt. Die Symptome fühlen sich an wie ein klassischer Harnwegsinfekt (HWI) mit Dysurie, Pollakisurie und suprapubischem Schmerz.

Das Apothekenteam kann empfehlen, viel Flüssigkeit, zum Beispiel Stilltees, zu trinken und lokal mit einer Wärmflasche für Entkrampfung zu sorgen. Bei stärkeren Beschwerden werden Diclofenac als Antiphlogistikum und zusätzlich ein Spasmolytikum wie Butylscopolamin eingesetzt. Bei einer bakteriellen Infektion ist ein Antibiotikum erforderlich, zum Beispiel Fosfomycin oder Nitrofurantoin, das für Stillende geeignet ist.

Gut zu wissen: Etwa 15 Prozent der Frauen haben postpartal eine Harninkontinenz, die aber nach etwa acht Wochen abgeklungen ist. Denn am Ende der Wochenbettphase ist die Harnblase wieder in der richtigen Position und voll funktionstüchtig.

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