Erkrankungen im Wochenbett |
Nach der Geburt durchläuft der weibliche Körper eine Phase intensiver Rückbildung (Organinvolution), die mit verschiedenen physiologischen Prozessen einhergeht. Viele Wöchnerinnen haben Fragen zu Themen wie Rückbildung, Wochenfluss, Beckenboden und Gewichtsregulation.
Die Rückbildung umfasst alle Prozesse, durch die sich der weibliche Körper nach der Geburt regeneriert. Ziel ist die Wiederherstellung der anatomischen und funktionellen Ausgangslage vor der Schwangerschaft. Dabei sollen die ursprüngliche Uterusgröße und -lage wiederhergestellt sowie die Beckenbodenfunktion und die Bauchmuskulatur (Rektusdiastase) wieder aufgebaut werden.
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Durch die Schwangerschaft nimmt die Frau normalerweise 10 bis 16 kg Gewicht zu. Der initiale Gewichtsverlust unmittelbar nach der Entbindung beträgt im Durchschnitt 5 bis 7 kg. Das Baby wiegt etwa 3300 g, die Plazenta 600 g und das Fruchtwasser 1000 g; der Flüssigkeitsverlust durch Schweiß und Atmung beträgt ebenfalls 1000 g.
In den folgenden Wochen verliert der Körper durch Diurese, Mobilisierung von Ödemen und hormonelle Umstellungen weiter an Gewicht. Stillen fördert durch den hohen Energieverbrauch zusätzlich die Reduktion maternaler Fettreserven. Der zusätzliche Gesamtenergiebedarf liegt etwa 500 kcal/Tag über dem Grundumsatz. Die Mutter sollte nicht »für zwei essen«, aber auch nicht hungern aus dem Druck heraus, bald wieder in die gewohnte Kleidung hineinzupassen. Viele Mütter verlieren in den ersten drei Monaten 8 bis 10 kg – mit individuellen Unterschieden.
Ihr ursprüngliches Gewicht sollten Frauen 12 bis 18 Monate nach der Geburt wieder erreichen. Eine ausgewogene Ernährung, Geduld und moderate, aber regelmäßige Bewegung stehen im Vordergrund. Strenge Diäten sind im Wochenbett nicht empfehlenswert.
Die Apothekenteams können empathisch über realistische Erwartungen aufklären und gegebenenfalls Empfehlungen zur Nährstoffzufuhr in der Stillzeit geben und eine Ernährungsberatung anbieten.
Der Uterus wiegt nach der Geburt etwa 1000 g und hat am Ende des Wochenbetts wieder das ursprüngliche Gewicht von 50 bis 60 g. Die Stelle, an der die Plazenta saß, verkleinert sich unmittelbar nach der Geburt von 18 auf 9 cm und verkleinert sich innerhalb der zweiten postpartalen Woche auf 3 bis 4 cm. Durch die Oxytocin-vermittelte Kontraktion und Kompression werden die uterinen Blutgefäße verschlossen, thrombosieren und degenerieren schließlich. Bei starken Nachwehen kann die Frau ein Spasmolytikum, zum Beispiel Butylscopolamin, einnehmen.
Bei verzögerter Rückbildung sollte eine Kontrolle auf Plazentareste oder eine Infektion stattfinden. Der Prozess kann auch durch Oxytocin unterstützt werden. Bei einer Uterusatonie, also der verringerten Rückbildung, kann das Hormon intravenös oder als Nasenspray angewendet werden. Bei einer vollständigen Atonie wird Methylergometrin angewendet. Währenddessen muss die Milch abgepumpt und verworfen werden.
Bei ihren Hausbesuchen können Hebammen den Müttern wichtige Hinweise geben. / © Shutterstock/Monkey Business Images
Wundheilungsstörungen können sowohl im Dammbereich (perineal) als auch an der Kaiserschnittwunde auftreten. Eine beginnende Infektion zeigt sich durch Rötung, Schwellung, Schmerzen und eventuell Fieber. Die regelmäßige Inspektion der Wunde durch Hebamme oder Arzt ist unerlässlich. Die erste Selbstmedikation kann mit Lokalantiseptika wie Octenidin erfolgen. Produkte zur Wundpflege, zum Beispiel mit Dexpanthenol oder Hamamelis, sind hilfreich und fördern die lokale Abheilung von Verletzungen.
Der Wochenfluss (Lochien) bezeichnet die vaginale Absonderung von Blut, Schleimhautresten und Wundsekret aus der Gebärmutter nach der Plazentaablösung. Diese sekretorische Phase dauert vier bis sechs Wochen und durchläuft verschiedene Stadien: von blutig (lochia rubra) über bräunlich-serös (lochia fusca/serosa) bis hin zu gelblich-weiß (lochia alba). Eine gute Intimhygiene sowie die Beobachtung etwaiger Infektionszeichen sind wichtig. Ein plötzliches Nachlassen oder unangenehmer Geruch des Wochenflusses kann auf eine Lochialstauung oder Endometritis hinweisen und sollte gynäkologisch abgeklärt werden.
Die Beckenbodenmuskulatur wird während Schwangerschaft und Geburt stark beansprucht. Unabhängig davon, ob eine vaginale Entbindung oder ein Kaiserschnitt erfolgt ist, ist die funktionelle Integrität des Beckenbodens postpartal häufig reduziert. Folgen können Harninkontinenz, ein Druckgefühl im Becken oder ein Prolapsgefühl sein.
Wann ist der beste Zeitpunkt, um mit der Rückbildung zu starten? In der Frühphase (0 bis zwei Wochen postpartal) sind Schonung, sanfte Mobilisation und Atemübungen angebracht. Ab Woche 6 kann die Rückbildungsgymnastik unter fachlicher Anleitung starten, nach Kaiserschnitt etwas später, abhängig von der Wundheilung. Zur Rückbildung gehören das fachkundig angeleitete Beckenbodentraining, die Kräftigung der Rumpfmuskulatur, die Haltungsschulung mit Rückenschule und das Erlernen von Entspannungstechniken.
Eine individuell angepasste Beckenbodengymnastik ist essenziell für die Rückgewinnung von (Spann-)Kraft dieser Muskelgruppe. Dies verringert das Risiko einer dauerhaften Harninkontinenz deutlich. Umso wichtiger ist es, dass sich die Frauen Zeit nehmen für entsprechende Rückbildungskurse (5). Hebammen und Physiotherapeuten bieten qualifizierte Kurse an; die Kosten werden meist von den Krankenkassen übernommen. Auch manche Apotheken bieten in Kooperation mit Hebammen Rückbildungskurse an.