Erfolgsrezept für Apotheke 4.0 |
Sven Siebenand |
22.05.2022 15:10 Uhr |
Die Apotheken vor Ort können auch in Zukunft erfolgreich gegen Großkonzerne bestehen. Sie müssen laut einem Digitalisierungsexperten allerdings die Herausforderungen der Apotheke 4.0 schnell in die Hand nehmen. / Foto: Imago / Shotshop
Alles, was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert und alles, was vernetzt werden kann, wird vernetzt. Darauf machte Ludewig beim Fortbildungskongress Pharmacon in Meran aufmerksam. Der ehemalige Leiter der Abteilung Digitalisierung des Bundesministeriums für Gesundheit und derzeitige Chef der Gesundheitssparte von T-Systems betonte, dass diese Entwicklung vor keiner Branche halt machen wird – auch nicht vor dem Gesundheitssektor.
Ob bei der Diagnostik von Krankheiten, dem Monitoring von Erkrankungen durch den Arzt oder dem Management der Erkrankung durch den Patienten: Digitalisierung ist bereits im Alltag der Menschen angekommen – Tendenz steigend. Ludewig verwies darauf, dass Digitalisierung zunehmend an Akzeptanz hinzugewinnt. Als Beispiel nannte er die Gesundheitsplattform im Nachbarland Dänemark, deren Nutzer heute bereits zu mehr als 35 Prozent älter als 60 Jahre sind.
Digitalisierungsexperte Dr. Gottfried Ludewig / Foto: PZ/Müller
Ganz eindeutig ist für Ludewig, dass Digitalisierung immer stärker zu disruptiven Versorgungsmodellen führen wird. Hier liegen sowohl Chancen als Risiken. Ludewig: »Große Player haben das Thema Gesundheit für sich entdeckt.« Der Digitalisierungsexperte informierte, dass Firmen wie Amazon oder Google immense Summen investieren, um auf diesem Sektor Fuß zu fassen. Sein dringender Appell an die Apotheken vor Ort: »Dieser Markt ist in Bewegung. Abwarten ist keine Option und warten Sie nicht zu lange..« Ludewig zeigte sich aber auch optimistisch, dass es noch nicht zu spät sei und die Apotheken vor Ort den Großkonzernen nicht chancenlos gegenüber stehen.
Der Referent regte an, dass sich die etwa 19.000 Präsenzapotheken in Deutschland gemeinsam gegen den Angriff der Googles und Amazons dieser Welt stemmen sollten. Er räumte ein, dass dies in einer vom Einzelunternehmertum geprägten Branche natürlich ein Umdenken erfordert. Aus seiner Sicht sei es aber unumgänglich, dass die Apotheken vor Ort nicht nur Einzelunternehmen sind, sondern gleichzeitig auch Plattformanbieter werden. Alle Apotheken vor Ort sollten ein gemeinsames Modell finden, die eine Apotheken-App, wo sie selbst Anteilseigner sind. Dies sei eine Möglichkeit, Großkonzernen auch in Zukunft erfolgreich Widerstand zu leisten. Die Apotheke vor Ort der Gegenwart mit ihren vielen positiven Alleinstellungsmerkmalen plus ein leistungsfähiges Partnernetzwerk ergebe in der Summe eine erfolgreiche Apotheke 4.0, so Ludewig. Er machte Mut: »Dass Sie Digitalisierung können, zeigte übrigens das Ausstellen der Covid-19-Impfzertifikate in den Apotheken. Das war der bisher erfolgreichste digitale Prozess, der jemals in Deutschland stattgefunden hat.«