Erfolgreich auf Facebook |
Wer auf Facebook Erfolg haben will, muss auch Geld in das soziale Netzwerk investieren. / Foto: imago/Eibner Europa
Wer neue und vor allem junge Kunden gewinnen will, kann nicht mehr nur auf Werbung in Printmedien setzen. Das gilt für alle Branchen gleichermaßen. Auch Apotheken können ihre Sichtbarkeit über Social Media deutlich steigern – wenn sie denn die richtige Strategie fahren.
Christine Wedl betreut den Bereich Personal Care & Pharma beim größten sozialen Netzwerk Facebook. Sie beobachtet seit Jahren, was sich auf dem digitalen Apothekenmarkt tut. »Wir sehen, dass immer mehr Apotheken die Chancen der Digitalisierung annehmen und Facebooks Plattformen für ihre Patienten-Kommunikation einsetzen«, sagt sie. Mit Erfolg: Erst im März hatte eine von Facebook in Auftrag gegebene Studie ergeben, dass Vor-Ort-Apotheken ihren Abverkauf durch Video-Kampagnen auf Facebook langfristig um 5 Prozent steigern konnten. Eine zweite Studie ergab, dass mittlerweile jeder vierte Patient (26 Prozent) Gesundheitsmarken über soziale Medien entdeckt.
Wie aber passt das zur Erfahrung vieler Apotheker, dass die Facebook-Seite ihrer Apotheke kaum Follower hat und Posts nur von einer Handvoll Nutzer geliked und kommentiert werden? Wolfgang Wittig, Inhaber der Bären-Apotheke in Erkrath, ahnt, woran es liegt. Wittig leitet die Marketingagentur Kundenwunder, die sich auf Apothekenwerbung in Sozialen Medien spezialisiert hat. »Viele Apotheker gehen mit einer völlig falschen Erwartung an Social Media heran«, sagt er. »Sie denken, sie müssten nur eine Facebook-Seite erstellen, dort ab und zu Sonderangebote posten und schon würden die Kunden kommen.« So funktioniere es aber nicht.
Während für den Privatgebrauch tatsächlich ein einfaches Facebook-Profil reiche, müssten Unternehmen anders an die Sache herangehen, sagt Wittig. Gute Werbung koste nun mal Geld und Zeit – das sei in sozialen Medien nicht anders als im normalen Leben. »Kein Apotheker denkt, er könne gratis Flyer drucken lassen, Anzeigen schalten oder sein Schaufenster schön dekorieren. Nur bei Werbung im Internet glauben viele, sie müsse umsonst sein.«
Dieser Glaube ist illusorisch. Soziale Netzwerke wie Facebook leben von Werbeeinnahmen ebenso wie Zeitungen und Anzeigenblätter. Das Unternehmen programmiert seine Algorithmen geschickt. Beiträge, für die niemand bezahlt hat, rutschen in den Timelines der Nutzer schnell nach unten. Von Unternehmen geschaltete Werbeanzeigen dagegen sind länger zu sehen. Und: Je mehr ein Beitrag geklickt, geliked und kommentiert wird, desto mehr Menschen bekommen ihn angezeigt. Wen niemand kennt, der bleibt unbekannt.
Wer Facebook erfolgreich nutzen will, müsse sich also als erstes fragen, wieviel Geld er in das soziale Netzwerk investieren will, sagt Wittig. Schon mit 50 Euro im Monat ließe sich eine gute Reichweite herstellen. Wer 300 Euro oder mehr ausgebe, könne sogar richtig groß werden. Die Facebook-Seite von Wittigs eigener Apotheke hat 3200 Follower. Mit einem unbezahlten Post erreiche er davon jedoch höchstens 20 Prozent, so Wittig.
Auch Christine Wedl von Facebook betont, eine Standard-Facebook-Seite fungiere nur als erste Anlaufstelle für Patienten. Um Menschen im Umkreis anzusprechen, müsse der Inhaber Werbeanzeigen und Targeting – also Zielgruppenbestimmung – nutzen. Auch Facebook-Gruppen für den Austausch mit Followern seien sinnvoll.