Entscheidend ist der Mix – und die Vitamin-B12-Substitution |
Auch Veganer können Spitzenleistungen im Sport bringen, denn ob das Protein für die Muskeln aus pflanzlichen oder tierischen Quellen stammt, ist sportlich nicht entscheidend. / Foto: Adobe Stock/ROS
Einige namhafte Sportler verzichten zumindest regelmäßig längere Zeit auf tierische Produkte. Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton, Football-Legende Tom Brady oder die beiden Tennis-Schwestern Serena und Venus Williams sind nur eine kleine Auswahl einer Schar internationaler Topstars, die auf Veganismus setzen. Auch im Fußball folgen viele Spieler dem Trend. Der argentinische Superstar Lionel Messi, Bayern-Spieler Serge Gnabry, Manchester Citys Rekordtorschütze Sergio Agüero und der deutsche Nationalspieler Luca Waldschmidt sind nur die prominentesten Beispiele für eine zumindest zeitweise vegane Ernährung. Ihre Beweggründe reichen vom ethischen Bewusstsein, Intoleranzen bis hin zur sportlichen Selbstoptimierung.
Der Leiter der Abteilung Sporternährung am Institut für Biochemie an der Deutschen Sporthochschule, Hans Braun, hat gegenüber einer langfristigen, komplett veganen Ernährung aber seine Bedenken: «Im Hinblick auf die Leistungsfähigkeit würde ich einem Sportler eine vegane Ernährung nicht zwingend empfehlen», sagt der studierte Ernährungswissenschaftler. «Das Wichtigste ist, dass der Sportler seinen Nährstoffbedarf abdeckt, und der besteht nun mal aus einem Nährstoff-Mix.»
Bei einer rein pflanzlichen Ernährung sei eine ausreichende Versorgung mit allen Nährstoffen nur schwer möglich. Dabei ist die Eiweißzufuhr - anders als oft vermutet - gar nicht das vordergründige Problem. «Proteine können über Hülsenfrüchte wie Erbsen und Bohnen zugeführt werden.» Vorwiegendste Mangelerscheinung sei ein Defizit an Vitamin B12, berichtet Braun. «Vitamin B12, das an der Blutbildung beteiligt ist, muss der Sportler bei streng veganer Ernährung anderweitig zu sich nehmen.» Das sei absolut wichtig, betont der Experte.
Braun empfiehlt eine Misch-Ernährung. «Viel Obst, Gemüse und Getreideprodukte als Basis unserer Ernährung und nur punktuell tierische Produkte - so sieht eine aus ernährungswissenschaftlicher Perspektive ausgewogene Ernährung grundsätzlich aus.» Viele Athleten schwören auf eine rein vegane Ernährung und berichten von einem «besseren Körpergefühl» nach ihrer Umstellung. Dieses Gefühl sei nach Ansicht Brauns nicht trennscharf mit dem absoluten Verzicht auf tierische Produkte verbunden. «Im Schnitt essen die Deutschen deutlich mehr Fleisch- und Wurstwaren als aus ernährungswissenschaftlicher Sicht empfohlen. Der Verzicht kann dafür sorgen, dass man näher an die gewünschten Verzehrsempfehlungen rückt und sich dadurch besser fühlt.»