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US-Fachgesellschaft

Empfehlungen zu Abnehmmitteln veröffentlicht

In den USA, wo Adipositas bekanntlich ein noch größeres Problem ist als hierzulande, gibt es jetzt eine eigene Leitlinie zur medikamentösen Therapie der Fettleibigkeit. An erster Stelle steht dort Semaglutid. Die deutschen Empfehlungen lauten momentan noch völlig anders.
Annette Rößler
24.10.2022  17:00 Uhr

Es ist seit Jahren dasselbe: Jedes Mal, wenn neue Zahlen zur Häufigkeit von Übergewicht und Fettleibigkeit in den Industriestaaten veröffentlicht werden, sind sie höher als zuvor. Für Europa stammen die aktuellsten Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Jahr 2016 (siehe Kasten). Seitdem dürfte sich das Problem unter anderem auch durch die Lockdowns und Homeoffice-Regelungen während der Coronapandemie weiter verschärft haben.

In den USA haben noch mehr Menschen Gewichtsprobleme als in Europa. Dort gibt die American Gastroenterology Association (AGA) den Anteil der erwachsenen Bevölkerung mit Adipositas in den Jahren 2019/2020 mit 42 Prozent an. »Lebensstilinterventionen bilden die Grundpfeiler des Managements der Adipositas, aber sie sind bei den meisten Menschen nur begrenzt und nur vorübergehend wirksam«, konstatiert die AGA jetzt im Fachjournal »Gastroenterology«. Dagegen könnten Medikamente das Abnehmen sehr wirksam unterstützen und auch über längere Zeiträume gegeben werden.

Die AGA legt in dem Artikel die erste Leitlinie vor, die sich ausschließlich medikamentösen Antiadiposita widmet, und will diese als Ergänzung zu ihren kürzlich veröffentlichten Empfehlungen bezüglich der Magenballontherapie verstanden wissen. Mit der Veröffentlichung der Leitlinie verbindet die Fachgesellschaft implizit die Hoffnung, dass Medikamente bei Adipositas häufiger eingesetzt werden. Das geschehe noch zu selten, wahrscheinlich weil viele Ärzte mit den zur Verfügung stehenden Mitteln nicht ausreichend vertraut seien, aber auch, weil viele betroffene Patienten nicht krankenversichert seien und sich die Therapie daher nicht leisten könnten.

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