Eine für alle gibt es nicht |
Auf der Plattform »The Conversation« weist Seniorautor Professor Dr. Tim Spector noch auf einen weiteren wichtigen Aspekt hin, den die Gruppe kürzlich bei einer Fachtagung auf einem Poster unabhängig von den anderen Studienergebnissen präsentierte. Das Ausmaß, in dem Entzündungsmarker wie Interleukin-6 und GlycA nach den Mahlzeiten anstiegen, habe bei den Studienteilnehmern um bis zu Faktor 10 variiert. Auch bei anscheinend gesunden Probanden seien die Entzündungsmarker dabei teilweise stark angestiegen, und zwar infolge einer ungesunden metabolischen Reaktion auf eine fettreiche Mahlzeit.
Diese Art der Reaktion nennt Spector eine Diätentzündung (Dietary Inflammation). Sie steht laut dem Genetiker und Epidemiologen mit einem erhöhten Risiko für Herzerkrankungen, Typ-2-Diabetes, nicht alkoholische Fettleber und Adipositas in Zusammenhang. Mit einer individuell optimierten Diät lasse sich so womöglich nicht nur das Gewicht ideal kontrollieren, sondern auch das Risiko für diese Folgeerkrankungen.
Für diejenigen, die auch im Ernährungsbereich die Macht der Gene postulieren, sind die Ergebnisse von PREDICT 1 überraschend, vielleicht sogar enttäuschend. Tatsächlich hätte es durchaus seinen Charme, Ernährungsempfehlungen zumindest in Teilen auf Basis harter Biomarker aussprechen zu können. Doch noch könnte das letzte Wort nicht gesprochen sein. Nicht auszuschließen ist, dass es einfach noch zu früh ist, um ein abschließendes Urteil zum Einfluss der Gene auf das individuelle Metabolisierungspotenzial zu fällen.
Theo Dingermann, Chefredakteur