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Diäten

Eine für alle gibt es nicht

Erstaunlich große Unterschiede

Die gemessenen interindividuellen Unterschiede der metabolischen Reaktion auf die Nahrungsaufnahme waren erstaunlich groß. So variierte etwa das Ausmaß des postprandialen Triglycerid-Anstiegs von Proband zu Proband nach dem Verzehr der identischen Mahlzeit um 103 Prozent, das der Glucose um 68 Prozent und das der Insulin-Ausschüttung um 59 Prozent. Individuelle Faktoren wie das Mikrobiom hatten dabei hinsichtlich der Fettaufnahme einen größeren Einfluss als die Zusammensetzung der Mahlzeit. Bezüglich des Blutzuckeranstiegs war es dagegen umgekehrt: Hier spielte es eine größere Rolle, was genau die Teilnehmer aßen, während individuelle Faktoren weniger Einfluss hatten.

Mit welchen Makronährstoffen – Kohlenhydrate, Fette, Eiweiße und Ballaststoffe – der Metabolismus eines Probanden am besten zurechtkam, war dabei individuell unterschiedlich und ließ sich bemerkenswerterweise anhand der Gene kaum vorhersagen. So kam es vor, dass von zwei eineiigen Zwillingen der eine auf eine Kohlenhydrat-reiche Mahlzeit eine gesunde Reaktion zeigte, auf eine fettreiche aber nicht, während es bei seinem Geschwister genau andersherum war. Bei eineiigen Zwillingen stimmte das Mikrobiom zudem nur zu etwa einem Drittel überein.

Auch die Tageszeit spielte eine Rolle – jedoch nicht bei allen Teilnehmern. Bei einigen Probanden löste eine identische Mahlzeit abhängig von der Uhrzeit, zu der sie verzehrt wurde, verschiedene metabolische Reaktionen aus. Bei anderen Probanden hatte die Tageszeit wiederum keinerlei Einfluss auf die Stoffwechsel-Antwort, wenn sich an der Zusammensetzung der Mahlzeit nichts geändert hatte. Ein und dieselbe Person zeigte jedoch auf eine definierte Mahlzeit, wenn sie an verschiedenen Tagen um dieselbe Uhrzeit verzehrt wurde, stets dieselbe Reaktion.

Konsequenzen für die Praxis

Die erste Lehre, die sich aus diesen Ergebnissen ziehen lässt, lautet: Es gibt nicht die eine Ernährungsweise, die für jeden Menschen ideal ist. Zweitens: Auch eine Speisenauswahl auf Basis genetischer Merkmale ist nicht zielführend. Drittens: Die Tageszeiten, zu denen gegessen werden sollte, sind individuell unterschiedlich. Pauschale Empfehlungen wie »kein Essen mehr nach 18 Uhr« sind genau das, nämlich pauschal und damit bei Weitem nicht für alle Menschen optimal. Da die Reaktion auf bestimmte Nahrungsmittel zu bestimmten Tageszeiten jedoch bei einem bestimmten Menschen immer gleich ist, lassen sich in Kenntnis dieser Reaktionen individuelle Empfehlungen ableiten.

Auf absehbare Zeit wird es sicherlich zu aufwendig sein, jeden Diätpatienten erst all den Tests zu unterziehen, die die Teilnehmer der PREDICT-1-Studie durchliefen, um daraus einen personalisierten Diätplan abzuleiten. Deshalb werden Menschen, die ihre Ernährung optimieren wollen, weiter bei der bewährten Methode bleiben müssen: ausprobieren, was einem guttut, und das dann beibehalten. Dies allerdings nun mit der Gewissheit, dass es keine Diät mit Erfolgsgarantie gibt.

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