Ein Exportstopp, der keiner war |
Cornelia Dölger |
02.02.2023 09:00 Uhr |
Wegen der hohen Nachfrage aus dem Inland werde China seine Ibuprofen- und Paracetamol-Exporte einstellen, hieß es Ende Dezember. Bislang ist der Fall aber nicht eingetreten. / Foto: Adobe Stock/anoli
Lieferengpässe bei wichtigen Arzneimitteln sind seit Monaten das wohl meistdiskutierte Akutthema im Gesundheitssektor. Zu den sich überschlagenden Meldungen über allerorten fehlende Fiebersäfte für Kinder und Antibiotika kam im vergangenen Dezember eine weitere alarmierende hinzu: China stoppt den Export von Ibuprofen und Paracetamol – diese Nachricht machte kurz vor Weihnachten die Runde, nachdem die Apothekerkammer Saarland mit Bezug auf französische Medienberichte eine entsprechende Pressemeldung versandt hatte.
Konkreter Inhalt dieser Meldung war, dass China wegen seiner exorbitant hohen Zahl an Covid-19-Erkrankten die Wirkstoffe selbst dringend benötige und deshalb die Ausfuhr stoppe. Teils müssten die Wirkstoffe sogar im Ausland zugekauft werden, um den Arzneimittelmangel im Inland aufzufangen. Dadurch werde sich die Situation in Europa und Deutschland weiter verschärfen, warnte die Kammer. Gleichzeitig betonte sie an mehreren Stellen, dass sie sich bei ihren Ausführungen auf französische Medienberichte beziehe. Offizielle Bestätigungen gab es demnach nicht.
Diese gab es auch für die Medien hierzulande nicht, die die beunruhigende Meldung breit aufnahmen. Publikums- wie Fachmedien, darunter auch die PZ, berichteten über den anscheinend bevorstehenden Schritt Chinas, konnten aber nicht auf offizielle Bestätigungen verweisen, sondern mussten sich ihrerseits auf Medienberichte stützen.
PZ-Anfragen beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) wie auch beim Bundesgesundheitsministerium (BMG) blieben entweder unbeantwortet (Ministerium) oder bekamen die recht allgemeine Antwort, dass man mit den maßgeblichen Akteuren in Kontakt stehe, derzeit aber keine Anzeichen für einen hieraus sich ergebenden bevorstehenden Lieferengpass sehe.
Auch Pharmaverbände wie Pro Generika zeigten sich erstaunt über die Warnung, verwiesen aber rasch darauf, dass selbst im Fall eines chinesischen Exportstopps die Lage wohl zu bewältigen wäre, weil ein Großteil der Wirkstoffproduktion für Ibuprofen und Paracetamol in Indien und den USA stattfinde.
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