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Rauchstopp

E-Zigaretten effektiver als Nikotinersatz-Präparate, aber...

Bei einer Raucherentwöhnungs-Therapie sind E-Zigaretten etwa doppelt so effektiv wie Nikotinersatz-Präparate. Das ergab eine britische randomisierte Multicenter-Studie mit fast 900 Probanden, die nun im »New England Journal of Medicine« veröffentlicht wurde. Häufig handelt es sich aber dabei nicht um einen Rauchstopp, sondern mehr um einen Umstieg auf langfristiges Verdampfen.
Christina Hohmann-Jeddi
01.02.2019  11:50 Uhr

Das Team um Professor Dr. Peter Hajek von der Queen Mary University in London rekrutierte für seine Vergleichsstudie 886 Raucher, die sich freiwillig bei Rauchstopp-Zentren des britischen Gesundheitsdienstes wegen eines Entwöhnungsprogramms gemeldet hatten. Sie wurden auf zwei 1^^Arme randomisiert: Eine Hälfte wurde über Nikotinersatz-Präparate wie Pflaster, Kaugummis oder Inhalatoren informiert und mit dem präferierten Produkt beziehungsweise einer Kombination von mehreren für einen Zeitraum von bis zu drei Monaten versorgt. Die andere Hälfte der Probanden erhielt ein E-Zigaretten-Starter-Kit mit zwei Flaschen Liquid und die Aufforderungen, sich weitere Liquids nach Geschmacksrichtung und Stärke (Nikotingehalt) selbst auszusuchen. Alle Probanden erhielten zudem eine Einzelverhaltenstherapie über mindestens vier Wochen.

Ein Jahr nach der Intervention waren in der E-Zigaretten-Gruppe mit 18 Prozent etwa doppelt so viele Probanden abstinent von der klassischen Zigarette wie in der Nikotinersatz-Gruppe mit 9,9 Prozent, berichten die Forscher. Abstinenz wurde nicht anhand von Befragung der Probanden, sondern anhand eines Tests der Atemluft auf Kohlenstoffmonoxid (dem Hauptbestandteil von Tabakrauch) ermittelt. Auch die Rate der Probanden, die zwar keine vollständige Abstinenz erreichten, aber ihren Zigarettenkonsum um mindestens 50 Prozent senken konnten, war in der E-Zigaretten-Gruppe höher.

Mehr Probanden, die die Verdampfer nutzten, klagten über Mund- beziehungsweise Rachenirritationen (65,4 versus 50,8 Prozent). Dafür litten sie seltener unter Übelkeit (31,4 Prozent versus 37,8 Prozent). Die Adhärenz war in beiden Armen ähnlich gut, berichten die Forscher. Dafür nutzten deutlich mehr Probanden der E-Zigaretten-Gruppe nach einem Jahr noch ihre Ausstiegshilfe als bei den Nikotinersatzpflastern – nämlich 79,8 gegenüber 9,1 Prozent. Die Mehrheit stieg also von Tabak- auf E-Zigaretten um.

Dieser Unterschied im Gebrauch wirft Bedenken bezüglich der langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen von E-Zigaretten auf, schreiben Dr. Belinda Borrelli und George O’Connor in einem begleitenden Kommentar. Es sei zwar inzwischen Konsens, dass E-Zigaretten-Dampf weniger schädlich ist als Tabakrauch, aber er enthalte dennoch eine Reihe von Toxinen.

Außerdem sei zu bedenken, dass Erwachsene, die E-Zigaretten rauchen, nicht nur Kinder und Jugendliche dem Dampf aussetzen, sondern auch deren späteres Suchtverhalten beeinflussen. So gebe es deutliche Belege, dass der E-Zigaretten-Gebrauch bei Jugendlichen zu späterer Tabaksucht führen kann und dass die Zahl der E-Zigaretten-Konsumenten unter Jugendlichen zumindest in den USA steigt. Der Surgeon General of the United States, der operative Leiter der US-Gesundheitsbehörde PHS, hat vor Kurzem den Gebrauch von Verdampfern bei Jugendlichen offiziell zur Epidemie erklärt. Es bestehe die Gefahr, dass eine neue Generation Nikotinsüchtiger heranwachse.

Damit aufhörwillige Zigarettenraucher nicht langfristig auf E-Zigaretten umsteigen, empfehlen Borrelli und O’Connor, die Verdampfer nur als Ausstiegshilfe zu verwenden, wenn Nikotin-Ersatzpräparate plus Verhaltenstherapie keinen Erfolg gezeigt hatten. Dann sollten sie nur mit niedriger Dosierung und für einen begrenzten Zeitraum verwendet werden.

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