Dupilumab und die Kampfansage an die Nasenpolypen |
Sven Siebenand |
20.11.2019 17:58 Uhr |
Seit Ende Oktober ist Dupilumab in der EU zugelassen als Add-on-Therapie mit intranasalen Glucocorticoiden zur Behandlung von Erwachsenen mit schwerer CRSwNP, die mit systemischen Corticoiden und / oder chirurgischem Eingriff nicht ausreichend kontrolliert werden kann. Der Antikörper ist damit das erste Biologikum für die Behandlung dieser Erkrankung. Es wird wohl nicht das einzige bleiben. Das ist zumindest die Vermutung von Professor Dr. Claus Bachert vom Universitätsklinikum Gent, Belgien. Der Mediziner informierte, dass in den kommenden Jahren voraussichtlich weitere Antikörper folgen werden und Operationen dafür wahrscheinlich immer seltener durchgeführt werden. In Phase-III-Studien mit CRS-Patienten würden derzeit beispielsweise die Antikörper Mepolizumab (Nucala®), Benralizumab (Fasenra®) und Omalizumab (Xolair®) getestet.
Bachert erklärte, wie die Wirkung von Dupilumab bei CRSwNP zustande kommt: Der Antikörper bindet an die gemeinsame α-Untereinheit der Rezeptoren für IL-4 und IL-13. Damit unterbindet Dupilumab die Signalweitergabe dieser Schlüsselmediatoren. Durch die zielgerichtete duale Rezeptorblockade von Dupilumab kann die Typ-2-Inflammation reduziert werden.
Jeder Patient mit CRSwNP braucht eine Dauertherapie mit einem intranasalen Glucocorticoid. / Foto: Adobe Stock/Ocskay Mark
Die EU-Zulassung von Dupilumab zur Behandlung der CRSwNP beruht auf den Ergebnissen der beiden Phase-III-Studien SINUS-24 und SINUS-52. In diesen wurde das Biologikum (300 mg alle zwei Wochen) zusätzlich zu intranasalen Corticosteroiden im Vergleich zu Placebo plus intranasale Corticoide untersucht. In den Studien verbesserte der Antikörper wichtige Krankheitsparameter und erreichte alle primären und sekundären Endpunkte. So kam es in SINUS-24 und -52 unter Dupilumab zum Beispiel zu einer 57- beziehungsweise 51-prozentigen Verbesserung der Schwere der nasalen Verstopfung im Vergleich zu einer 19- beziehungsweise 15-prozentigen Verbesserung unter Placebo. Ferner führte die Dupilumab-Hinzunahme in den beiden Studien zu 33 beziehungsweise 27 Prozent weniger Nasenpolypen im Vergleich zu 7 beziehungsweise 4 Prozent mehr Nasenpolypen in der Kontrollgruppe. Bachert hob bei den sekundären Endpunkten die Auswirkung auf den Geruchssinn hervor: 52 und 45 Prozent Verbesserung des Geruchsverlusts im Dupilumab-Arm stehen 12 und 10 Prozent Verbesserung unter Placebo gegenüber. »Der Effekt auf den Geruchssinn tritt ausgesprochen schnell ein, nach nur wenigen Wochen«, fügte der HNO-Arzt hinzu.
In einer vorab festgelegten Analyse der beiden Studien führte die Add-on-Behandlung mit dem Antikörper im Vergleich zu Placebo auch zu einer signifikantem Reduktion des Bedarfs an systemischen Glucocorticoiden und der Notwendigkeit einer Operation. Bachert: »Der Anteil der Patienten, die systemische Corticoide benötigten, war unter Dupilumab im Vergleich zu Placbo fast um 75 Prozent reduziert.« Zudem war der Anteil an Patienten, die operiert werden mussten, in der Verumgruppe im Vergleich zum Placeboarm um 83 Prozent niedriger.
Insgesamt wurde der Antikörper gut vertragen. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Konjunktivitis, Eosinophilie und Reaktionen an der Injektionsstelle. Während die Bindehautentzündung bei Patienten, die Dupilumab aufgrund von Neurodermitis erhalten, relativ häufig auftritt (11 bis 17 Prozent), ist sie bei CRSwNP seltener (etwa 1 Prozent). Die Kosten der CRSwNP-Behandlung mit Dupilumab betragen jährlich etwa 20.000 Euro.