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Durchfall

Dünn, dünner, Diarrhö

Ob Säuglinge, Kinder, Erwachsene oder Senioren: Jedes Jahr sind in Deutschland etwa 65 Millionen Menschen von einer akuten Diarrhö betroffen. Der Apotheker muss nicht nur mögliche Ursachen, sondern auch die Grenzen der Selbstmedikation (er-)kennen, um evidenzbasierte Therapieoptionen aufzeigen zu können sowie – wenn angezeigt – an den Arzt zu verweisen.
AutorKontaktDaniel Finke
Datum 08.09.2022  08:00 Uhr

Alter und Kindheit

Treten bei Senioren wässrige Stühle mehr als dreimal täglich auf, ist die Gefahr der Dehydratation höher als bei jüngeren Betroffenen, nicht zuletzt, da durch das geringere Durstempfinden im Alter das Flüssigkeitsdefizit nicht so schnell ausgeglichen wird. Trockene Lippen und Schluckbeschwerden sind potenzielle Anzeichen für einen Flüssigkeitsmangel (17).

Zwar kommt der ausreichenden Flüssigkeitszufuhr auch in Form der WHO-Lösung bei akuter Diarrhö gerade im Alter große Bedeutung zu. Bei der Gabe oraler Dehydratationslösungen muss jedoch berücksichtigt werden, dass in hohen Lebensjahren immer auch eine eingeschränkte Nierenfunktion, Herzschwäche oder Hypertonie vorliegen können. Die Begleitung durch den behandelnden Arzt kann unumgänglich werden.

Gilt trotz des hohen Hygienestandards die infektiöse Gastroenteritis selbst in Deutschland als eines der häufigsten Krankheitsbilder bei Kindern, so sind Säuglinge und Kleinkinder am stärksten betroffen. Nicht zufällig wird dieser Thematik durch zahlreiche Leitlinien, unter anderem die »S2k-Leitlinie Akute infektiöse Gastroenteritis im Säuglings-, Kindes- und Jugendalter« der Gesellschaft für pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung (GPGE) Rechnung getragen (18).

Die häufigsten Verursacher sind das Norovirus (Inzidenz 595/100.000) und das Rotavirus (300/100.000), aber auch Campylobacter- und Salmonelleninfektionen (122 bzw. 69/100.000) sind zu finden. Nach einer Inkubationszeit von etwa drei bis vier Tagen kommt es zu Symptomen wie allgemeinem Krankheitsgefühl und Durchfall, zum Teil verbunden mit Übelkeit und Erbrechen.

Geplagt sind die Kinder von verminderter Stuhlkonsistenz sowie erhöhter Stuhlfrequenz. Dehydratation und Hypovolämie sowie Störungen des Säure-Basen- und Elektrolythaushaltes als Hauptkomplikationen sind bei ihnen von besonderer Tragweite. Kinder unter sieben Monaten oder Säuglinge mit einem Gewicht von unter 8kg sind besonders dehydratationsgefährdet.

Die Symptome können von leicht trockenen bukkalen Schleimhäuten, vermehrtem Durst und leicht verminderter Urinmenge (Schweregrad schwach) über Tachykardie, geringe bis gar keine Urinausscheidung, eingesunkene Augen und Hautturgorverlust (mittelschwer) bis hin zu fadenförmigem Puls, Mangel an Tränenflüssigkeit, Zyanose, schneller Atmung, Hypotonie, fleckiger Haut, Koma und verzögerter Rekapillarisierungszeit (schwer) reichen. Sind Kinder in den ersten zwei Lebensmonaten von einem infektiösen Durchfallgeschehen betroffen, so wird von Pädiatern die stationäre Aufnahme von vornherein empfohlen.

Bei akuter Diarrhö im Kindesalter ist die Kenntnis der Grenzen der Selbstmedikation gemäß Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin besonders relevant. Alarmzeichen sind hohes Fieber über 39,5 Grad Celsius, ein auffälliges Verhalten verbunden mit Gereiztheit, schrillem Schreien oder Trinkschwäche sowie zahlreiche und große Mengen wässriger Stühle, sprich mehr als acht oder zehn Stühle pro Tag. Ein Arzt muss unbedingt auch konsultiert werden, wenn das Kind trotz Anzeichen einer Austrocknung das Trinken verweigert, Blut im Stuhl zeigt und sich der Allgemeinzustand verschlechtert.

Im Gegensatz zur akuten Diarrhö kommen bei chronischen Diarrhöen zahlreiche weitere Ursachen in Betracht, die differenzialdiagnostisch und therapeutisch oft als große Herausforderung gelten. Diese Ursachen reichen von Darminfektionen durch Yersinien, Campylobacter-Enteritis, Giardia lamblia, Entamoeba histolytica, Cyclospora und Nematoden über Malassimilationssyndrome durch Maldigestion, zum Beispiel bei chronischer Pankreatitis, Gallensäureverlustsyndromen oder Mukoviszidose, bis hin zu chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, Nahrungsmittelintoleranzen, Karzinomen, Hyperthyreose oder Reizdarm-Syndromen.

Es können nicht nur mikroskopische Stuhluntersuchungen beziehungsweise eine orientierende Labordiagnostik mit Elektrolyt-, Leber- und Entzündungswerten bei ergänzender Suche nach Ferritin-, Vitamin-B12-, Folsäure- oder 25-OH-Vitamin-D-Mangelerscheinungen angezeigt sein. Grundsätzlich sind zumeist auch eine Koloskopie sowie spezifische bildgebende Verfahren indiziert (19).

Besonderes ärztliches Fachwissen erfordert auch die paradoxe Diarrhö, also Stuhlinkontinenz mit Koprostase, das heißt Stauung von Kot im Dickdarm bei gleichzeitig wässrigem Stuhl durch Schleimsekretion, die den sich anstauenden Stuhl verflüssigt, sodass dieser soeben passieren kann.

Wesentlicher Baustein der konservativen Behandlung nach Ausschluss von Verengungen durch kolorektale Karzinome ist neben der Loperamidgabe die medikamentöse Therapie mit Macrogol 3350 als Polyethylenglykol, das Wasser bindet und den Stuhl weicher macht. Bewährt haben sich zudem Entleerungshilfen wie Einläufe oder Klysmen, Natriumhydrogencarbonat- oder Glycerin-haltige Suppositorien, Ernährungsberatung und Verhaltensschulung.

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