Doppelt gefährlich für Schwangere |
Die weltweit häufigste bakterielle STI ist die Chlamydiose. Eine Infektion mit Chlamydia trachomatis (CT) verläuft in vielen Fällen asymptomatisch, kann aber zur Unfruchtbarkeit führen. Es gibt Hinweise für ein erhöhtes Risiko von Frühgeburten, vorzeitigem Blasensprung, kindlichem Untergewicht und anderen Schwangerschaftskomplikationen, wenn werdende Mütter mit Chlamydien infiziert sind.
In Deutschland gehört ein Screening auf Chlamydien seit 1995 zur Mutterschaftsvorsorge der gesetzlichen Krankenversicherungen.
Etwa 60 bis 70 Prozent der Neugeborenen stecken sich bei ihrer infizierten Mutter an, wenn sie den Geburtskanal passieren. Eine schwere Pneumonie kann entstehen, wenn das Kind erregerhaltiges Vaginalsekret während der Geburt aspiriert (4, 12). Die Behandlung einer infizierten Schwangeren erfolgt mit Antibiotika (Kasten 2). 2017 verglichen Wissenschaftler in einem Cochrane-Review Amoxicillin, Erythromycin, Clindamycin und Azithromycin. Es wurden keine Unterschiede bezüglich Wirksamkeit oder Schwangerschaftskomplikationen festgestellt. Bei Amoxicillin, Azithromycin und Clindamycin traten jedoch weniger Nebenwirkungen auf als bei Erythromycin (13).
Ebenfalls zu den Vorsorgemaßnahmen in der Schwangerschaft gehört eine serologische Untersuchung auf Lues (Syphilis) (4). Treponema pallidum wird sexuell übertragen und kann ab der zwölften Schwangerschaftswoche diaplazentar auf das Ungeborene übergehen. Besonders tückisch ist es, wenn die werdende Mutter eine latente Syphilis hat und deshalb nichts von der bakteriellen Erkrankung bemerkt. Die fetale Infektion kann meistens verhindert werden, wenn die Frau in den ersten Schwangerschaftswochen mit parenteral appliziertem Penicillin G behandelt wird.
Wird das Ungeborene infiziert, ist eine Fehl- oder Totgeburt eine häufige Folge. Überleben Kinder die Infektion, kommen sie mit einer angeborenen Syphilis auf die Welt (Lues connata). Krankheitszeichen manifestieren sich im ersten Lebensjahr (Lues connata präcox) (14).
Foto: Imago Images/Panthermedia
Bei bakteriellen Infektionen müssen schwangere Frauen mitunter Antibiotika anwenden. Welche Antibiotika sind für sie geeignet und wo kann man recherchieren?
Verordnet werden meistens Beta-Lactam-Antibiotika, also Cephalosporine (wie Cefuroxim, Cefaclor) und Penicilline (wie Ampicillin, Amoxicillin), die in der Schwangerschaft gut untersucht sind. Eine Alternative sind Makrolide (wie Erythromycin, Azithromycin). Zu den Mitteln der zweiten Wahl zählen Carbapeneme, Metronidazol oder Fosfomycin.
Kontraindiziert in der Schwangerschaft sind Aminoglykoside. Tetracycline sind nur nach strenger Indikationsstellung anzuwenden.
Ein Blick in die Fachinformationen hilft meist nicht weiter, ob das Medikament für Schwangere geeignet ist. Da in der Regel keine Studien mit Schwangeren vorliegen, halten sich pharmazeutische Unternehmen mit Empfehlungen zurück. Erfahrungsberichte aus der Anwendungsbeobachtung geben eher Aufschluss über das Risikopotenzial. Hier kann eine Recherche in Datenbanken wie PubMed helfen. Das Portal Embryotox des Pharmakovigilanz- und Beratungszentrums für Embryonaltoxikologie der Charité Universitätsmedizin Berlin stellt Informationen zum Risikopotenzial von Arzneimitteln in Schwangerschaft und Stillzeit zusammen (www.embryotox.de). Dies ist ein nützliches Hilfsmittel bei der Beratung.